Recht im Dialog. Gedächtnisschrift für Rainer Wörlen, hg. v. Kokemoor Axel/Kroeschell, Karl/Slapnicar, Klaus/Wedde, Rainer. Nomos, Baden-Baden 2013. 773 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der Wandel der vormodernen Agrargesellschaft über die Industriegesellschaft zur gegenwärtigen Dienstleistungsgesellschaft hat nicht nur zur allgemeinen Akademisierung der Gesellschaft in den wichtigsten Staaten der Welt geführt, sondern auch eine erhebliche Zunahme der Juristen, zu denen inzwischen die Frauen als Juristinnen gleichberechtigt aufgeschlossen haben, bewirkt. Auf diesem Weg wurden von der Politik den Universitäten als Ausbildungsstätten die Fachhochschulen zur Seite gestellt, denen auch eine eigene Art von gehobener Ausbildung in Rechtsfragen ermöglicht wurde. Rainer Wörlen, dessen überraschenden Tod beim Joggen am 3. November 2009 die Herausgeber zum Anlass für eine gewichtige Gedächtnisschrift nahmen, hat sich auf diesem Feld literarisch so umfassend und erfolgreich verdient gemacht wie wohl sonst niemand.

 

Geboren wurde der im Eingang den Betrachter freundlich aufmunternd anblickende Autor in Mittenwald in Oberbayern am 26. Juli 1946, doch wuchs er ab 1951 in Mettmann im Rheinland auf und studierte nach einer Banklehre Rechtswissenschaft in Würzburg und Lausanne. Fachlich und persönlich geprägt wurde er von Winfried Trusen in Würzburg und von 1978 bis 1981 von Karl Kroeschell in Freiburg, bei dem er als geschäftsführender Assistent 1981 über Waldeigentümergemeinschaften promovierte. Anschließend war er als Dezernent am Amt für Agrarordnung in Münster tätig, ehe er 1986 an den Fachbereich Versicherungswesen der Fachhochschule Köln, 1994 an die Hochschule Harz in Wernigerode und zum 1. September 1996 als Gründungsprofessor an den neuen Fachbereich Wirtschaftsrecht der Fachhochschule Schmalkalden wechselte, an dem er 2007 mit 61 Jahren in den Vorruhestand ging.

 

Das fast fünfzig Beiträge umfassende, durch Spenden an hervorragender Stelle möglich gewordene Werk umfasst nahezu 50 Beiträge und wird dem Gedenken an einen bewusst und mit bestem Erfolg den Dialog mit dem Lernenden suchenden Autor in seiner beeindruckenden Vielfalt bestens gerecht. Es betrifft die geistesgeschichtlichen Grundlagen (Palandts erster unverschuldeter Karriereknick, Der junge Jurist von 1925-1936, die Glockenläuterin), den allgemeinen Teil (Karin Metzler-Müller, Demenz - ein Rechtsproblem im Verein), das Schuldrecht, das Sachenrecht, das Familienrecht, das Erbrecht, das Handelsrecht, das Gesellschaftsrecht, das Wirtschaftsprivatrecht, das Arbeitsrecht, das Sozialrecht, das Steuerrecht, das Verwaltungsrecht, das Agrarecht (die Biene als rechtsfortbildendes Element), die zivilrechtliche Methodik, die englische Jurisprudenz und den Unterricht ausländischer Rechtsordnungen. Dem entsprechen die 13 ungewöhnlich erfolgreichen, mit großem Geschick und Nachdruck im Neuland vermarkteten Lehrbücher Rainer Wörlens zur Lösung von Zivilrechtsfällen (ab 1986), zum allgemeinen Teil, zum allgemeinen Schuldrecht, zum besonderen Schuldrecht, zum Sachenrecht, zum Handels- und Gesellschaftsrecht, zum Arbeitsrecht, zu 1000 Fragen und Antworten, zu Handelsklauseln, zum englischen civil law, zum Familienrecht und zum Erbrecht (2009) in bester, wohl kaum oder nur schwer nachahmlicher Art und Weise, welche die dankbare Erinnerung an ihren Verfasser noch lange wach halten werden.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler