Pirker, Peter, Subversion deutscher Herrschaft. Der britische Kriegsgeheimdienst SOE und Österreich (= Zeitgeschichte im Kontext 6). V&R unipress, Göttingen 2012. 583 S., 40 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Das vorliegende Buch beruht auf der von Oliver Rathkolb betreuten, am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien verfassten und im Oktober 2009 an der historisch-kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien verteidigten Dissertation des seit 2000 in Politikwissenschaft und Geschichte an der Universität Wien ausgebildeten Verfassers, der seitdem auch als Journalist für die Austria Presse Agentur und das ORF Radio 1 wirkte. Die dafür erforderlichen Forschungen konnten zum großen Teil im Rahmen eines Projekts des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung durchgeführt werden. Das Ergebnis ist nach dem kurzen Vorwort des Erstgutachters eine zeithistorische Spitzenleistung.

 

Gegliedert ist der gewichtige Band in drei Teile. Sie betreffen Politik und Subversion, das Dritte Reich und das Nachspiel im frühen kalten Krieg sowie in der Erinnerung. In seinem zusammenfassenden Resümee sieht der Verfasser die von ihm ausführlich, detailliert,anschaulich und spannend analysierte Intervention als durchaus ambivalent.

 

Im Mittelpunkt steht die bisher unzureichend bekannte verdeckte Kriegsführung des auf Brechung der deutschen Vorherrschaft in Mitteleuropa abzielenden Geheimdiensts Special Operations Executive Großbritanniens unter Verwendung österreichischer Exilanten (wie etwa Gregor Sebha), geflüchteter Soldaten der deutschen Wehrmacht und verschiedener, vor allem slowenischer Partisanen. Da die österreichische Gesellschaft sich mit dem alle Bereiche kontrollierenden Apparat der nationalsozialistischen Herrschaft eng verbunden fühlte bzw. keine Bereitschaft zum Widerstand leistete, blieben die Geheimdienstaktionen allerdings ohne wesentliche Folgen. Selbst die mitwirkenden Exilanten wie Stefan Wirlandner oder Walter Hacker hielten nach ihrer Rückkehr ihre Aktivitäten geheim, weil in der allgemeinen Meinung Österreichs diese Art der Kollaboration sehr lange grundsätzlich als hinterhältiger Verrat an Kameraden und Vaterland eingestuft wurde.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler