Kowalczuk, Ilko-Sascha, Stasi Konkret - Überwachung und Repression in der DDR (= Becksche Reihe). Beck, München 2013. 428 S., 34 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Macht über andere Menschen ist für den Menschen wohl seit den ersten Anfängen verführerisch. Deswegen hat der Staat seit seiner Entstehung Vorkehrungen zur Sicherung der Macht getroffen, zu denen die repressive Kriminalisierung von gegen ihn gerichteten Handlungen Einzelner ebenso zählen wie die präventive Überwachung. Eine der bekanntesten Einrichtungen dieser Art in der jüngeren deutschen Geschichte ist das bereits vielfach behandelte Ministerium für Staatssicherheit der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, das als Geheimdienst für Inland und Ausland und zugleich als Ermittlungsbehörde für so genannte politische Straftaten wirkte.

 

Der in Ost-Berlin 1967 geborene Verfasser wurde zunächst als Baufacharbeiter ausgebildet und arbeitete danach als Pförtner in einem Institut. Nach einem 1990 begonnenen Studium der Geschichte an der Humboldt-Universität in Berlin, in dessen Folge er 1995 ehrenamtliches sachverständiges Mitglied in der vom deutschen Bundestag eingerichteten Kommission zur Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur und 1998 wissenschaftlicher Referent in der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur wurde, wurde er 2002 mit einer Dissertation über Geist im Dienste der Macht - Hochschulpolitik in der SBZ/DDR 1945 bis 1961 an der Universität Potsdam promoviert. Seit dieser Zeit legte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projektleiter in der Abteilung Bildung und Forschung bei dem Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdiensts der ehemaligen DDR verschiedene weiterführende Untersuchungen zur (ost-)deutschen Zeitgeschichte vor.

 

Sein nunmehriger zusammenfassender Überblick über die Staatssicherheit in der Deutschen Demokratischen Republik gliedert sich in sechs Abschnitte. In ihnen werden das Verhältnis von Geheimpolizei und Kommunismus im Allgemeinen, das Ministerium für Staatssicherheit in der Diktatur der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, die Tätigkeit der hauptamtlichen und inoffiziellen Mitarbeiter, der Einsatz außerhalb der Deutschen Demokratischen Republik, die eher wenigen Versuche von Opposition und Widerstand (Wahlen 1950, 17. Juni 1953, Mauerbau, Prager Frühling, Brüsewitz, Biermann, Bahro sowie Polen ohne Bilanz) an Hand der verfügbaren Quellen geschildert und wird das Werk mit den Jahren 1989/1990 und ihren Folgen abgeschlossen. Wer immer sich mit der Staatssicherheit der Deutschen Demokratischen Republik befasst, findet im vorliegenden Band eine gut lesbare Übersicht mit zahlreichen eigenen bedenkenswerten Erkenntnissen.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler