Kornat, Marek, Polen zwischen Hitler und Stalin. Studien zur polnischen Außenpolitik in der Zwischenkriegszeit. Aus dem Polnischen übersetzt v. Wiaderny, Bernard. be.bra Verlag, Berlin 2012. 303 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Das gegen 960 erstmals sichtbare Polen war im Spätmittelalter unter Piasten und Jagiellonen ein bedeutsames ostmitteleuropäisches Königreich. Am Ende des 18. Jahrhundert wurde es in drei Teilungen zwischen Russland, Preußen und Österreich aufgeteilt. Aus dem auf Drängen Napoleons 1807 entstandenen Herzogtum Warschau kamen 1815 große Gebiete wieder an Preußen, während das Königreich Polen in Personalunion mit dem russischen Kaiserreich verbunden wurde, bis 1919 durch den Friedensvertrag von Versailles die Unabhängigkeit der Republik Polen bestätigt wurde.

 

Mit der schwierigen Stellung Polens zwischen dem Deutschen Reich und Russland befasst sich das vorliegende, für deutschsprachige Leser geschaffene Werk des in Polen bekannten Historikers. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, ob die polnische Politik sich gegenüber Adolf Hitler stets optimal verhalten hat. Hätte sich das Schicksal Polens verbessert, wenn die Regierung auf die Forderungen Hitlers nach einer Rückgliederung Danzigs in das Deutsche Reich und die Schaffung eines Transits eingegangen wäre?.

 

Der Verfasser verneint diese Frage und vertritt die Ansicht, dass Polen sich gegenüber Adolf Hitler richtig verhalten habe. Es habe keine Alternative zur zeitweisen Annäherung an das Deutsche Reich und zur Ablehnung der Forderungen des Jahres 1939 gegeben. Hierüber wird die wissenschaftliche Diskussion vermutlich mit dieser sehr interessanten und pointierten polnischen Untersuchung noch nicht wirklich beendet sein.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler