Koop, Volker, Martin Bormann. Hitlers Vollstrecker. Böhlau, Wien 2012. 373 S.

 

Martin Bormann wurde in Halberstadt am 17. Juni 1900 als erster Sohn des bereits 1903 verstorbenen Postbeamten Theodor Bormann und seiner zweiten Ehefrau geboren. Nach dem ersten Weltkrieg begann er auf einem Gutshof eine landwirtschaftliche Lehre an, trat dort in den Verband gegen Überhebung des Judentums ein, erhielt wegen Beteiligung an einem Fememord ein Jahr Freiheitsstrafe und wurde 1928 Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei. Obwohl er damit nicht zu den frühesten Kampfgefährten Adolf Hitler zählte, stieg er infolge seines geschickten Verhaltens bereits 1929 in der Partei hoch auf, wurde im Oktober 1933 einer der 18 Reichsleiter und schließlich sogar der Mann hinter dem Führer selbst, so dasss er schon im ersten Satz des kurzen Vorworts als einer der wichtigsten Träger der nationalsozialistischen Herrschaft beschrieben werden kann.

 

Der in Pfaffenhofen an der Ilm 1945 geborene Verfasser hat zunächst in den Bereichen Druck, Hörfunk und Fernsehen Erfahrungen gesammelt und wechselte nach Tätigkeiten bei Gerhard Stoltenberg und Rupert Scholz in den Informationsstab des Bundesministeriums für Verteidigung. Seit 1995 wirkt er als freiberuflicher Schriftsteller in Berlin, der sich zuletzt der populärwissenschaftlichen Behandlung des Nationalsozialismus besonders gewidmet hat. Beginnend mit der CDU in Schleswig-Holstein hat er inzwischen mehr als 40 Publikationen vorgelegt, die etwa die Besatzungspolitk betreffen, Himmlers letztes Aufgebot, Hitlers fünfte Kolonne oder Zeugnisse von Wahn und Verblendung im „Dritten Reich“.

 

Ziel des vorliegenden, mangels eines Rezensionsexemplars vom Herausgeber selbst kurz anzuzeigenden Werkes ist es, etwas Licht in das mit dem Namen Bormann untrennbar verbundene düstere Kapitel deutscher Geschichte zu bringen, was deswegen nicht einfach ist, weil Bormann keine Reden gehalten und keine Tagebücher hinterlassen hat, so dass im Mittelpunkt des Persönlichkeitsprofils sonstige Verlautbarungen und der bereits 1954 veröffentlichte, auch private Seiten erkennen lassende Briefwechsel mit seiner Ehefrau stehen müssen. In zwölf Kapiteln beschreibt der Verfasser Hitlers Vollstrecker von der heimlichen Herrschaft des Obersalzbergs bis zum Trauzeugen und Testamentsvollstrecker des Führers anschaulich und eindruckvoll als fleißig, ehrgeizig, beharrlich, anpassungsfähig, schlau, gewissenlos, intrigant, machtgierig, gegenüber Hitler unbedingt gehorsam und eiskalt. Abbildung 22 veranschaulicht die Widerlegung des vielfach verbreiteten Gerüchts, Martin Bormann habe das Ende der nationalsozialistischen Herrschaft überlebt, Anmerkungen und ausgewählte Literaturhinweise sichern den interessanten Inhalt ab, ein Personenregister von Abetz bis Zoller schließt ihn auf.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler