Hormayr,
Gisela, „Ich sterbe stolz und aufrecht“. Tiroler SozialistInnen und
KommunistInnen im Widerstand gegen Hitler (= Studien zu Geschichte und Politik
15). StudienVerlag, Innsbruck 2012. 350 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Das Leben
jedes einzelnen Menschen verläuft im Wechsel von Freud und Leid, die teils von
ihm selbst, teils aber auch von den Mitmenschen und außermenschlichen Umständen
bestimmt werden. Der in Braunau 1889 geborene Adolf Hitler entwickelte ohne
wirklich sicher nachweisbare Gründe den Willen zur bedingungslosen Durchsetzung
seiner nationalsozialistischen Politikvorstellungen. Wer sich ihm offen in den
Weg stellte, musste damit rechnen, von dem Räderwerk der ihm folgenden
Maschinerie erbarmungslos vernichtet zu werden.
Die sich
mit einem Tiroler Ausschnitt dieser politischen Auseinandersetzung befassende
Arbeit ist die am Institut für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck
geschaffene Dissertation der als Lehrerin an einer Berufsbildenden Höheren
Schule tätigen Autorin, die derzeit im Auftrag Tirols an einem Projekt zur
Erforschung auch des katholisch-konservativen Widerstands arbeitet. Die
Untersuchung gliedert sich in insgesamt acht Abschnitte. Nach einem Überblick
über die gesamte Widerstandsforschung betrachtet die Verfasserin die
Strafjustiz unter dem Hakenkreuz am Fall des Franz Josef Mair, die Tiroler und
Tirolerinnen vor dem Volksgerichtshof, die revolutionären Sozialisten und
Sozialistinnen in Wörgl, den Einzelnen als Staatsfeind am Beispiel Josef
Axingers, den kommunistischen Widerstand im Unterland, die Eisenbahner als
Hochburg der österreichischen Sozialdemokratie im Widerstand und das Ende des
organisierten kommunistischen Widerstands in Schwaz.
Insgesamt
erfasst sie nach einer am Ende ihrer überzeugenden Leistung angefügten Liste
von dem 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilten Josef Axinger aus Axams
bis zu dem 1943 vom Oberlandesgericht freigesprochenen Alois Zorn aus Axams 120
menschliche Einzelschicksale, von denen 16 mit der Todesstrafe und 8 mit einem
Freispruch endeten. Als Zentrum des sozialistischen und komunistischen
Widerstands kann sie den örtlichen Bereich zwischen Innsbruck, Kufstein und
Kitzbühel ermitteln, in dem aber die geheime Staatspolizei seit 1942 auf Grund
denunzierender Spitzelinformationen verheerend eingriff. Wer den Kampf in der
Hoffnung auf den Aufbau eines sozialen Europa nach Hitler überlebte, musste
trotz seiner vom Streben nach dem Guten erlittenen Opfer nach 1945 mühsam um
bescheidene Ansprüche ringen.
Innsbruck Gerhard Köbler