Hill, Eugen, Einführung in die historische Sprachwissenschaft des Deutschen (= Einführung Germanistik). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2013. 159 S.

 

Das Deutsche als Muttersprache von rund 100 Millionen Menschen hat außer einer lebendigen Gegenwart auch eine mehr als tausendjährige Vergangenheit und möglicherweise noch einige Zeit auch eine Zukunft. Wegen der Zeitgebundenheit des menschlichen Seins lässt sich die Gegenwart mit Hilfe der Vergangenheit besser verstehen. Von daher ist eine Einführung in die historische Sprachwissenschaft hilfreich und hat wahrscheinlich umso größere Breitenwirkung, je stärker sie auf den Verständnishorizont des angesprochenen Leserkreises eingeht, was einer auf den Kern konzentrierten und Nebenbereiche (wie etwa Mittelniederdeutsch) übergehenden Einführung stets leichter fällt als einem alle Einzelheiten erfassenden Handbuch.

 

Der Verfasser des vorliegenden Werkes ist wissenschaftlich erstmals anscheinend durch seine Münchener Dissertation des Jahres 2000 über Untersuchungen zum inneren Sandhi des Indogermanischen - der Zusammenstoß von Dentalplosiven im Indoiranischen, Germanischen, Italischen und Keltischen (2003 als Band 1 der Münchner Forschungen zur historischen Sprachwissenschaft erschienen) hervorgetreten. Im Jahre 2007 hat er (als Band 7 derselben Reihe) eine Schrift über die Aorist-Präsentien des Indoiranischen (Untersuchungen zur Morphologie und Semantik einer Präsensklasse) veröffentlicht. Von der Universität München wird er als Mitarbeiter am Altlitauischen Etymologischen Wörterbuch in Berlin und Privatdozent mit verschiedenen Schlüsselpublikationen zum Indogermanischen, Germanischen, Keltischen, Baltischen sowie der Jenissej-Sprachen geführt, so dass er für die Grundlagen des Deutschen bestens ausgewiesen ist.

 

Seine Einführung gliedert sich in insgesamt sechs Abschnitte über Grundbegriffe der historischen Sprachwissenschaft (Variation, Sprachwandel, Periodisierung), Grundbegriffe der historischen Grammatik (phonologischer Wandel, morphologischer Wandel, syntaktischer Wandel) und Deutsch als eine germanische Sprache mit drei Entwicklungsstufen (Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch, Neuhochdeutsch). Zahlreiche Beispiele erläutern den Text, Übungsfragen ermöglichen dem Leser die Vergewisserung seines Verständnisses. Formale Lösungshinweise für die Übungsfragen, einige Hinweise auf weiterführende Literatur und ein Sachregister von Ablaut bis zweite Lautverschiebung runden das jedem an einer sachkundigen Einführung in die geschichtlichen Grundlagen des Deutschen Interessierten sehr empfehlenswerte Werk hilfreich ab.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler