Herbers,
Matthias, Organisationen im Krieg. Die Justizverwaltung im Oberlandesgerichtsbezirk
Köln 1939-1945. Mohr (Siebeck), Tübingen 2012. XIII, 433 S. Besprochen von
Gerhard Köbler.
Die
vorliegende Studie ist die zwischen 2007 und 2010 unter Förderung durch die
Gerda Henkel Stiftung im Rahmen des Projekts Justiz im Krieg entstandene, von
Ullmann betreute, im Sommersemester 2010 von der philosophischen Fakultät der
Universität Köln angenommene Dissertation des Verfassers. Sie betrifft die
interessante Frage, ob und wie Justizverwaltung durch Krieg in einem Einzelfall
beeinflusst wird. Dabei kann die Spannbreite grundsätzlich zwischen
vollständiger Bedeutungslosigkeit des Krieges bis zu gänzlicher Beseitigung der
Justizverwaltung reichen.
Der
Verfasser gliedert seine gediegene Abhandlung klar in drei übersichtliche
Abschnitte, wobei er mit den Funktionen, Strukturen und Akteuren beginnt.
Danach wendet er sich den möglichen Entscheidungsspielräumen zu, wobei er
besonders auf die Besatzung in Luxemburg als Bewährungschance, die
Gefangenenarbeit im Krieg und die Lenkung der Rechtsprechung durch Vorgesetzte,
Staatsanwaltschaft und Justizpressestelle eingeht. Am Ende untersucht er die Kriegsfolgenbewältigung
(Personalmangel, Stabilisierungsversuche).
Im Ergebnis
kann der moderne Untersuchungsmethoden verwendende Verfasser ansprechend drei
durch den Krieg bestimmte Phasen unterscheiden (1939-Anfang 1942, Anfang 1942
bis Winter 1943 und 1944-1945), wobei die Justizverwaltung anfangs stabil war.
Innerhalb der Justizverwaltung gewann vor allem die Staatsanwaltschaft an
Bedeutung. Insgesamt stellt er ansprechend fest, dass der (zweite Welt-)Krieg
weder als Argument noch als konkreter Einfluss überschätzt werden darf, weil er
in der Verwaltungsarbeit zu keiner grundlegenden Veränderung führte und die
Kölner Justizverwaltung als Vermittler zwischen Recht, Gesellschaft und Politik
die Stabilität der nationalsozialistischen Herrschaft unauffällig und wirksam
wahrte, wie es von ihr erwartet wurde.
Innsbruck Gerhard Köbler