Hefty, Georg Paul,
Das deutsche Politikroulette. Bürgerwille. Parteienziele - Kandidaten -
Koalitionen. Olzog, München 2013. 192 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
In der Geschichte hatte das Volk lange Zeit nur den einen
sehnlichen Wunsch der Selbstbestimmung über sein politisches Schicksal. Kaum
war dieses Ziel im Laufe des 19. Jahrhunderts mit mehr oder weniger großen
Einschränkungen erreicht, macht sich Resignation breit und nimmt die
Wahlbeteiligung ab. Zu sehr gewinnen die Wähler die Erfahrung, dass sie nur bis
zur Wahl gefragt sind und ihnen wegen ihrer Stimme viele Versprechungen gegeben
werden, dass nach der Wahl der Gewählte sich aber vor allem um sein eigenes
Wohl und Vorteile für sein Umfeld bemüht.
Die damit verbundenen Fragen stehen im Mittelpunkt der
vorliegenden Veröffentlichung des 1947 in Pfarrkirchen geborenen Verfassers,
der nach dem Besuch der Schulen in Pfarrkirchen, dem Abitur auf dem
zweisprachigen Ungarischen Gymnasium in Kastl, dem Studium von Politik,
Geschichte, Pädagogik und Wirtschaftsgeographie sowie einer Promotion über die
Außenpolitik Ungarns seit 1945 1977 als Fraktionsmitarbeiter der
CDU/CSU-Fraktion die Praxis deutscher Politik unmittelbar kennen lernte, ehe er
1981 als Redakteur zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung wechselte. Seine unter
die Frage, wo eigentlich die Regierungen herkommen, gestellte Beschreibung
gliedert sich insgesamt in fünf Teile. Dabei erörtert er zunächst den
Ist-Zustand der Republik vor allem an Hand von Koalitionsverträgen, Werten,
Wendungen, der Energiewende, der Wehrpflichtaufgabe, der Schulden und der
Europaidee.
Nach einer kurzen Analyse der Vorstellungen und Wünsche
der Bevölkerung untersucht er als Wahlkandidaten CDU, CSU, SPD, Grüne, FDP,
Linke und Piratenpartei. Im Ergebnis gelangt er zu der überzeugenden Ansicht,
dass in der repräsentativen Demokratie wenige in ständigem Kampf um die Macht
herrschen. Am Ende wagt er einen Blick in den Herbst 2013, bei dem am Ende die
Vorstellung steht, dass bei einem Einzug der Piratenpartei in den Bundestag
eine neue parlamentarische Ära beginnen könnte, nach der es im Sommer 2013
freilich nicht mehr wirklich aussieht.
Innsbruck Gerhard Köbler