Haefs, Hanswilhelm, Ostfriesland. Anmerkungen zur Geschichte durch Berichte über die politische Entwicklung der Friesen, ihrer Häuptlinge, die 6 Landschaften wie Reiderland, Saterland, Wursterland, sowie Sitten wie das Teetrinken, die Landgewinnung von Meer und Moor, die ostfriesischen Inseln. Ortsnamen und Ortsgeschichten. Books on Demand, Norderstedt 2013. 401 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Berlin 1935 geborene, in Kempen und Bad Godesberg gymnasial geschulte Verfasser wurde nach dem Studium der Slawistik, der allgemeinen und angewandten Sprachwissenschaft, der vergleichenden Religionswissenschaft und der Völkerkunde in Bonn, Zagreb und Madrid 1958 Redakteur des Siegler-Verlags und von 1964 bis 1980 Chefredakteur für die wöchentliche Dokumentation aus Politik und Wirtschaft (Archiv der Gegenwart) und die Zeitschriften  Weltgeschehen und Europaforum. Seitdem ist er als freier Publizist und Übersetzer tätig, gab zeitweise den Fischer Weltalmanach heraus und reiste in viele Länder. Von ihm stammt das bisher fünf Bände umfassende Handbuch des nutzlosen Wissens, dessen erster Band schon zahlreiche Auflagen erfuhr.

 

Bereits 1945 und damit im Alter von zehn Jahren begann er mit der Sammlung von Ortsnamen als Taufurkunden der Orte. Hieraus erwuchs 2006 ein Handbuch zur Kunde deutschsprachiger Ortsnamen von Dörfern und Städten und Flüssen, Bergen und Landschaften innerhalb der Grenzen des Alten Reichs von 1300 (die geschichtliche Entwicklung dieser Wissenschaft, ihre indogermanischen und nichtindogermanischen Wurzeln, die Lösung einzelner Probleme, Seitenblicke aufs Bulgarische, Rätische, Slawische, ein Quellenverzeichnis u. s. w.) im Umfang von 188 Seiten. Hinzukommen nach den Angaben des Verlags hunderte von Artikeln und Aufsätzen in Zeitungen und Zeitschriften und an eigenständigen Publikationen sowie eine Reihe von Bänden mit den Ortsnamen der Region und völkerkundlichen Studien.

 

Der vorliegende, ein Foto des Autors von 2011 an einer elektrischen Schreibmaschine enthaltende Band über Ostfriesland gliedert sich in zahlreiche kleine Abschnitte. Sie behandeln etwa die ostfriesischen Inseln, Ostfriesland, die Friesen, Heerkönige, die wichtigsten Geschichtsdaten, die Zeit unter Preußen, Bier, die Geschichte der ehemaligen Klosterwelt, die sechs Landschaften oder Teetrinken. Auf den Seiten 143 bis 300 (oder eigentlich 394) werden (nach dem Inhaltsverzeichnis) in alphabetischer Reihenfolge (vielleicht 500) einzelne Ortsnamen (von Aaltukerei bis Zwickhörn) behandelt, danach (innerhalb Nordens) die Genossenschaft Theelacht und (nach weiteren Orten) auf den Seiten 395ff. Quellen- und Literaturverzeichnis sowie eine Auflistung siebzehner orts- und völkerkundlicher Studien (Rhön, Rügen, Schleswig-Holstein, Berlin, Bremen, Hamburg, Prag mit Libice und Znaim, Adlerland Lochmühle, Karl May - Spurensuche in Mexiko u. s. w., Bulgarien, Didrikschronik, Klassenchronik, ich, die Kirche und der liebe Gott, Ahasver sowie Polen) geboten. Auch wenn vieles an einen ziemlich individuellen Gemischtwarenladen erinnert, kann der Leser gleichwohl dem Werk zahlreiche, oft aus Remmers, Arend, Von Aaltukerei bis Zwischenmooren oder Wikipedia entlehnte interessante Einzelheiten entnehmen, die er in dieser Zusammenstellung wohl nirgends anders finden wird.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler