Gordley, James, The Jurists. A Critical History. Oxford University Press, Oxford 2013. XI, 320 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Ohne eine neue Idee in der späten römischen Republik hätte es vielleicht niemals Juristen gegeben, formuliert der Verfasser am Ende seines einführenden Prologs. Dabei haben sich Römer niemals selbst Juristen genannt, sondern immer nur iuris periti, im Recht Erfahrene. Gleichwohl verdient das vorliegende, gedankenreiche Werk auch aus deutscher Sicht durchaus besonderes Interesse.

 

Sein vielseitiger Verfasser erwarb an der University of Chicagao den BA 1967, den MBA 1968, wurde 1970 an der Harvard University promoviert und wirkte seit 1978 lange Jahre in Boalt Hall, University of California, Berkeley, ehe er 2007 an die Tulane University Law School wechselte. Europa kennt er aus vielen Orten von Regensburg und München bis Köln und Hamburg oder Mailand und Fiesole. Von der Privatrechtsvergleichung aus hat er sich in wichtigen Werken bis zu den ältesten Wurzeln der Jurisprudenz vorgearbeitet.

 

Seine eindrucksvolle Studie beschreibt die Arbeit von Juristen als eine Reihe von Projekten  mit eigenen Methoden und Zielen, zeigt die damit gewonnenen Ergebnisse, erklärt die Unterschiede, muss aber auf ihre nicht wirklich erkennbaren Gründe einsichtigerweise verzichten. Der Verfasser beginnt in seinen zehn Abschnitten bei dem ius civile der Roman Jurists, betrachtet danach das ius commune der mittelalterlichen Zivilisten und Kanonisten,die Spätscholastiker, die Humanisten, die Naturrechtler, die Alternative des französischen Zivilrechts, die deutsch-niederländische Alternative des usus modernus pandectarum, den mos geometricus, die neue Ordnung des Positivismus sowie Konzeptualismus mit besonderem Gewicht von Intuition, Interesse, Zweck sowie Sozialwissenschaft und endet mit der Frage nach dem offenen Verlauf (ubinam gentium sumus?). Am Ende seines langen, in der alphabetischen Ordnung des beigefügten Index von Abelard etwa über Accursius, Thomas von Aquin, Aristoteles, Baldus, Bartolus, Cicero, Domat, Grotius, Justinian, Leibniz, Lessius, Molina, Portalis, Pothier, Pufendorf, Savigny, Ulpian, Vio, Vitoria, Windscheid oder Christian Wolff bis zu Reinhard Zimmermann führenden Weges sieht er die Frage, wohin wir gehen, als nicht zu beantworten an, wäre aber angesichts seiner gedanklichen Stärke überrascht, wenn das Recht einschließlich seiner langen Vergangenheit in der Zukunft verschwände.

 

Innsbruck                                                                                           Gerhard Köbler