Gesichter der Demokratie. Porträts zur deutschen Zeitgeschichte, hg. v. Hein, Bastian/Kittel, Manfred/Möller, Horst. Oldenbourg, München 2012. VIII, 378 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Udo Wengst wurde in Remsfeld 1947 geboren und nach dem Studium von Politikwissenschaft, Geschichte und Soziologie an den Universitäten Bonn, Köln und Tübingen 1973 in Tübingen mit einer Dissertation über Graf Brockdorff-Rantzau und die außenpolitischen Anfänge der Weimarer Republik promoviert. Im Institut für Zeitgeschichte in München stieg er bis zum stellvertretenden Direktor auf. Besondere Verdienste erwarb er sich durch eine Untersuchung über die Geschichte der Verfassungsorgane der Bundesrepublik Deutschland in ihren Anfangsjahren (1984), eine politische Biographie Thomas Dehlers (1997) und die Herausgabe mehrerer Bände der Quellen zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien.

 

Seinen 65. Geburtstag nahmen die teils als wissenschaftliche Mitarbeiter, teils als Direktor früher am Institut für Zeitgeschichte tätigen Herausgeber zum Anlass für die Veröffentlichung des vorliegenden Sammelbands. Er will zeigen, dass Deutschland nicht nur Kontinuitätsprobleme hatte, sondern bei der Einrichtung und Sicherung der zweiten deutschen Republik auch auf - allerdings lange minoritäre und gefährdete - positive Traditionen zurückgreifen konnte. Zu diesem Zweck werden 21 Studien von Georg Schreiber bis zum langen deutschen Weg deutscher Frauen zur Kanzlerin zusammengestellt.

 

Da die Demokratie wie manches Andere viele Gesichter haben kann, legen die Herausgeber in ihrer kurzen Einleitung den roten Faden dar, der ihr vielfältiges Bündel zu Ehren des Jubilars irgendwie zusammenhält. Eingebunden sind etwa Theodor Heuss, Karl Barth, Friedrich Bauereisen, Konrad Frühwald, Julius Leber, Udo Rukser, Albert Theile, Walther Kühn, Hermann Louis Brill, Sepp Herberger, Franz L. Neumann, Theodor Eschenburg, Hannah Arendt, Susanne Miller, Werner Maihofer, Walter Scheel, Wolfgang Natonek, Günther Grass, Hermann Glaser und Ulrike Poppe. Für sie alle bieten die sachkundigen Studien vielfältige Einsichten über unterschiedliche Wege zu einem Volk von „guten Demokraten“, die über ein Sachregister auch dem Leser auch noch leichter zugänglich gemacht werden hätten können.

 

Innsbruck                                            Gerhard Köbler