Eisfeld, Rainer, Ausgebürgert und doch angebräunt. Deutsche Politikwissenschaft 1920-1945. Mit einer Würdigung des Autors v. Buchstein, Hubertus, 2. Aufl. Nomos, Baden-Baden 2013. 322 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Politikwissenschaft hat bis zu den antiken griechischen Philosophen Platon und Aristoteles zurückreichende Wurzeln und ist doch zugleich insofern eine moderne Wissenschaft, als die traditionelle deutsche politische Wissenschaft policeywissenschaftlicher und kameralwissenschaftlicher Richtung im 19. Jahrhundert eine Unterbrechung erfuhr. Dazu kamen die gewichtigen politischen Veränderungen infolge der Niederlage des Deutschen Reiches im ersten Weltkrieg und nach der Machtübernahme durch Adolf Hitler und seine Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei. Mit diesen jüngeren Vorgängen befasst sich das vorliegende, 1991 erstmals erschienene Werk eindringlich und kritisch.

 

Sein als einziger Sohn eines 1943 gefallenen Stadtinspektors in Berlin 1941 geborener Verfasser legte am Ende seines 1960 begonnenen Studiums der Volkswirtschaft 1966 in Saarbrücken die Diplomprüfung in Volkswirtschaftslehre ab. 1971 promovierte er in Frankfurt am Main in Politikwissenschaft bei Christian Graf von Krockow über Pluralismus zwischen Liberalismus und Sozialismus. Von 1974 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2006 war er Professor für Politikwissenschaft in Osnabrück.

 

Sein 1991 in erster Auflage vorgelegtes Werk griff entschieden und überzeugend die Ansicht an, dass die deutsche Politikwissenschaft seit ihren neueren Anfängen demokratietreu und die Deutsche Hochschule für Politik in Berlin eine Hochburg der Weimarer Demokratie war. Die Neuauflage wiederholt und bekräftigt diese Erkenntisse auf der Grundlage des gegenwärtigen Forschungsstands. Dadurch erhält fast die gesamte Geschichte der deutschen Politikwissenschaft des 20. Jahrhunderts ein zutreffenderes Gesicht und werden vielfache Kontinuitäten im Leben und Wirken bekannter deutscher Politikwissenschaftler vor dem Vergessen gewahrt.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler