Dortmund und die Hanse. Fernhandel und Kulturtransfer, hg. v. Schilp, Thomas/Welzel, Barbara (= Dortmunder Mittelalter-Forschungen 15). Verlag für Regionalgeschichte, Gütersloh 2012. 196 S. 10 sw. Abb. 89 farb. Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Das als Throtmanni zwischen 800 und 884 erstmals erwähnte Dortmund wird zwar als Siedlung am gurgelnden Wasser erklärt, doch liegt es einigermaßen entfernt von der brandenden See. Gleichwohl erlangt es auf Grund einer königlichen Pfalz des 10. Jahrhunderts über Privilegien der Staufer Konrads II., Friedrichs I. und Friedrichs II. die Stellung einer Reichsstadt und vermag sich dem von Bremen, Hamburg und Lübeck geführten Städtebund der Hanse anzuschließen. Auch wenn der Ort zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit nur etwa 4000 Einwohnern unter Landesherrschaft gerät, war die heute industriell geprägte Großstadt sich ihrer bedeutenden Geschichte doch meist sehr bewusst.

 

Wie die Herausgeber in ihrem kurzen Vorwort überzeugend betonen, bedarf historische Erinnerung jedoch ständiger Aktivierung. Dabei kann die Einbettung in übergeordnete Gegebenheiten eine wertvoll sichernde Stütze sein. Dementsprechend wurde ungeachtet aller umfassenden Umformung Dortmunds im Laufe seiner Geschichte auf der dem vorliegenden Sammelband vorausgehenden Tagung transdisziplinär über die Praxis des hansischen Handels im Spätmittelalter diskutiert, um fremde Impulse mit einheimischer Entwicklung zum gegenseitigen Vorteil zu verknüpfen.

 

Auf der Grundlage der als Zeugnisse von Austausch, Handel und Migration dienenden Baudenkmale bieten sieben Beiträge des schmalen, eleganten und reich bebilderten Bandes vielfältige Einblicke in ausgewählte Gegenstandsbereiche, die Rolf Hammel-Kiesow mit den ökonomischen Netzwerken und der „Proto-Globalisierung“ der Herren von der Hanse eröffnet. Im Anschluss hieran untersucht Rudolf Holbach den Warenhandel der hansischen Kaufleute, während Thomas Schilp Dortmund als Hansestadt in den Blick nimmt. Danach treffen sich italienische Seiden, kostbare Paramente sowie tartarische Luxusgewebe in Dortmund und können schließlich auf den Spuren Marco Polos und John Mandevilles selbst Wunderdinge, Weltwissen und Bilderwelten an Ruhr und Emscher. bestaunt werden.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler