Die Brüder Grimm in Marburg, hg. v. Hedwig, Andreas (= Schriften des Hessischen Staatsarchivs Marburg 25). Hessisches Staatsarchiv Marburg, Marburg 2013. 313 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Brüder Jakob Grimm und Wilhelm Grimm wurden weder in Marburg geboren noch sind sie dort gestorben oder haben viele Lebenszeit dort verbracht und auch sonst kann der Herausgeber in seiner Einleitung Gründe dafür anführen, weshalb das vorliegende Werk auf den ersten Blick weder in das Programm des Staatarchivs Marburg noch in dessen Veröffentlichungsreihe passt. Gleichwohl sprachen dafür der Ausgangspunkt in Form einer im Foyer des Staatsarchivs anlässlich der 200. Wiederkehr der Erstausgabe der Grimmschen Märchen gezeigten Ausstellung und eine eng am Ausstellungsthema orientierte Tagung. Dazu kam, dass jede Befassung mit den Brüdern Grimm gewissermaßen von selbst über den engen Blickwinkel lokaler Geschichte in viele weite Welten hinausweist.
Dementsprechend sind die Brüder Grimm in Marburg doch ein geeigneter Inhalt für den nur scheinbar unpassenden Rahmen. Dieser Aufgabe stellen sich insgesamt acht Beiträge. Sie betreffen etwa den Geist Marburgs und seine Ausstrahlung auf das Arbeitsethos der Grimms bei den Kinder- und Hausmärchen, einen romantischen Spaziergang, die Suche nach der Grimmschen Wohnung in Marburg, Marburger Beiträge zu den Märchen, die Grimmsche Nachlasspolitik, die Rezepte der Henriette Dorothea Grimm oder die Bilder zu den Märchen sowie Land-Leben-Märchen.
Dem folgt der Katalog zur Ausstellung über die Brüder Grimm in Hessen mit dem bedeutenden Nachlass der Familie Grimm im Mittelpunkt. Nach einer kurzen Einführung werden Herkunft, Kindheit und Jugend, die Familie Grimm und vor allem das Studium in Marburg mit Hilfe vieler Dokumente geschildert bzw. dargestellt, an welche Beruf und Politik, die Abgeordnetentätigkeit Jakob Grimms in der Paulskirche in Frankfurt am Main, das Nachleben und das Werk angeschlossen werden. Auf diese Weise ist jedem Leser eine fruchtbare Begegnung mit den Grimms in Marburg möglich, auch wenn die Brüder nur die (prägenden) Jahre zwischen 1802 und 1806 dort verbrachten.
Innsbruck Gerhard Köbler