Die Bernsteinstraße, hg. v. Quast, Dieter/Erdrich, Michael (= Archäologie in Deutschland, Sonderheft 04/2014). Konrad Theiss Verlag/Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2013. 110 S. Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
In der irdischen Pflanzenwelt gibt es Hunderte von Arten, die aus ihren Säften Harz absondern können, das sehr lange erhalten bleiben und fossil genutzt werden kann. Für die Ernährung von Tieren und Menschen hatte es zu keiner Zeit besondere unmittelbare Bedeutung. Gleichwohl hat der Mensch sich schon früh für den im Deutschen wegen seiner auffälligen Brennbarkeit Bernstein genannten kleinen Gegenstand interessiert, den er vielfach zum Schmuck verwendete.
Da er zwar - wie die an den Beginn des schmalen Bandes gestellte Übersichtskarte anschaulich zeigt - an vielen, aber nicht an allen Stellen der Erde verfestigt gefunden werden kann, ist bereits früh Handel mit ihm begonnen worden. Er erfolgte über sich allmählich einfahrende Wege, die deswegen als Bernsteinstraßen bezeichnet werden können. Wegen der besonders umfangreichen Vorkommen an der jütischen und pommern-baltischen Küste lässt sich zusammenfassend oder vereinfachend auch von der von Nordsee und Ostsee über Weichsel oder Oder, Carnuntum und Aquileia in den Mittelmeerraum führenden, vielleicht bei Plinius erwähnten, aber erst am Ende des 18. Jahrhunderts im Deutschen belegten Bernsteinstraße sprechen.
Die am Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz bzw. an der Universität Lublin tätigen Herausgeber haben in ihrem interessanten Werk gegenwärtiges Wissen über den Bernstein klar und ansprechend in 20 Mosaikstücken dargestellt. Diese sind nach einer kurzen Einleitung und einem allgemeinen Überblick über Entstehung, Vorkommen und Gewinnung in drei chronologisch geordnete Kapitel über die Zeit von der ersten Nutzung (vielleicht zwischen 13700 und 12200 v. Chr.) bis zum lukrativen Massenhandel, über Luxus der Römerzeit und verhältnismäßig kurz über den Ausklang im Mittelalter gegliedert, während die seit Ende des Mittelalters hergestellten prächtigen Bernsteinarbeiten in fürstlichen und königlichen Kunstkammern und Schatzkammern nicht mehr Gegenstand des mit Literaturhinweisen und Bildnachweisen am Ende versehenen, von acht Verfassern geschaffenen Heftes sind. Zahlreiche beeindruckende Abbildungen machen verständlich, wieso der Bernstein zwischen Schmuck und Magie die Aufmerksamkeit vieler Menschen seit vielen Jahrtausenden bis zur Gegenwart auf sich ziehen konnte.
Innsbruck Gerhard Köbler