Die Außenpolitik der deutschen Länder im Kaiserreich. Geschichte, Akteure und archivalische Überlieferung (1871-1918). Beiträge des wissenschaftlichen Kolloquiums zum 90. Gründungstag des Politischen Archivs des Auswärtigen Amts am 2. August 2010, hg. vom Auswärtigen Amt, Redaktion Berwinkel, Holger/Kröger, Martin unter Mitarbeit v. Preuß, Janne. Oldenbourg, München 2012. 184, S., 39 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Spätestens seit der Beendigung des Dreißigjährigen Krieges im Jahre 1648 durch den Frieden von Münster und Osnabrück verstärkten zumindest die größeren Teile des Heiligen römischen Reiches ihr Interesse an politischer Eigenständigkeit. Mit dem durch Napoleon beschleunigten oder verursachten Ende des Reiches am 6. August 1806 gewannen sie unabhängig von ihrer Größe oder Bedeutung Souveränität, die sie auch im Deutschen Bund grundsätzlich beibehielten. Dem musste das nach dem Sieg über Frankreich im deutsch-französischen Krieg des Jahres 1870 auf Betreiben Ottos von Bismarck am 1. Januar 1871 aus dem Norddeutschen Bund, Bayern, Württemberg, Baden und Hessen(-Darmstadt) geschaffene zweite Deutsche Reich entgegenstehen.

 

Allerdings konnte dem vertraglichen Zusammenschluss nicht ohne Weiteres ein vollständiger Ausschluss jeglicher auswärtigen Beziehung folgen. Dem entsprechen die Beiträge  des wissenschaftlichen Kolloquiums zur 90. Wiederkehr des Gründungstags des politischen Archivs des auswärtigen Amtes des (zweiten) Deutschen Reiches am 3. August 2010. Am 3. August 1920 hatte nämlich im auswärtigen Amt ein „Hauptarchiv“ die Arbeit aufgenommen, das 1924 in politisches Archiv umbenannt wurde, weil zu dieser Zeit noch mit und aus den Akten Politik gemacht wurde.

 

Insgesamt umfasst der schlanke Sammelband nach einem kurzen Vorwort sechs Beiträge. In ihnen betrachtet Gregor Schöllgen die im Erfolg gefangene deutsche Außenpolitik zwischen 1871 und 1918, Gerhard Hetzer die Außenpolitik Bayerns, Jörg Ludwig die Außenpolitik Sachsens, Antjekathrin Graßmann das Ende souveräner Außenpolitik der Hansestädte seit 1867, Sebastian Damm die Landesaußenpolitik unter Waffen insgesamt und Martin Kröger die Gründung des politischen Archivs. Anhänge über die Akten zu den auswärtigen Beziehungen Preußens zu den anderen Bundesstaaten sowie über die Rechtsquellen zur Verreichlichung des Konsularwesens und einige Verzeichnisse und Register schließen mit Abbildungen versehene aufschlussreiche Werk ab.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler