Deutscher Humanismus 1480-1520 Verfasserlexikon, hg. v. Worstbrock, Franz Josef, Band 2 L-Z. De Gruyter, Berlin 2013. 1446 Spalten. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Mit dem anscheinend erst 1808 bezeugten Wort Humanismus wird allgemein das Bemühen um eine der Menschenwürde entsprechende Gestaltung der Gesellschaft und im Besonderen die geschichtliche geistige Bewegung des 14. bis 16. Jahrhunderts bezeichnet, die das Vorbild der Gesellschaftsgestaltung in den klassischen römischen Schriften sieht. Sie wird im 14. Jahrhundert mit Dante und Petrarca in Italien sichtbar, danach im 15. Jahrhundert in Frankreich, Spanien und England und noch etwas später im Heiligen römischen Reich. Sie schließt in gewisser Weise das Mittelalter ab und leitet zur Neuzeit über.

 

Von daher lässt es sich gut verstehen, dass das Verfasserlexikon über die deutsche Literatur des Mittelalters die von dieser Strömung bereits erkennbar geprägten Schriftsteller nicht mehr aufgenommen hat. Dennoch sind sie für eine Gesamtgeschichte der deutschen Literatur von großer Bedeutung. Von daher ist es besonders zu begrüßen dass der über die Poetik der Aeneis Vergils promovierte, danach in Hamburg für deutsche Philologie habilitierte, in Berlin, Münster und München lange Jahre bis zu seiner Emeritierung erfolgreich tätige Herausgeber ein eigenes Verfasserlexikon für den deutschen Humanismus in den Jahren 1480 bis 1520 zwecks Ergänzung des eigentlichen Verfasserlexikons geplant und verwirklicht hat.

 

Davon ist der erste von A bis K reichende Band bereits seit 2005 erschienen und wird jetzt durch einen gleich gewichtigen zweiten, faszikelweise vorgelegten Band vervollständigt. Erfasst sind in mehr als 200 Artikeln über einzelne Autoren die lateinische und teilweise auch die deutsche Literatur vor allem zur Zeit Maximilians I. Sein zweiter Band beginnt mit Johannes Landsberger, behandelt etwa Thomas Murner (auf 68 Spalten), Willibald Pirckheimer, Johannes Reuchlin, Beatus Rhenanus, Hartmut Schedel, Christoph Scheurl, Jakob Spiegel, Johann von Staupitz, Johannes Trithemius, Joachim Vadian sowie Jakob Wimpfeling (auf 85 Spalten) und endet ohne besondere Register mit Ulrich Zasius (26 Spalten). Da durchgehend nach Möglichkeit neue Erkenntnisse ermittelt wurden, wird das gediegen ausgestatte und ausgepreiste Lexikon für jeden am geschichtlichen Humanismus Interessierten von größtem Nutzen sein können.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler