Der Deutsche Zollverein. Ökonomie und Nation im 19.
Jahrhundert, hg. v. Hahn, Hans-Werner/Kreutzmann, Marko. Böhlau, Köln
2012. 316 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Zu den grundlegenden Interessen des Menschen dürfte von
Anfang an die Verbesserung seiner eigenen Lage mittels seiner sozialen Umgebung
gezählt haben. Aus dieser Haltung heraus dürfte spätestens mit der Erfindung
des Geldes auch der Zoll auf fremde Waren an festen Orten entstanden sein, der
einerseits den Zolleinnehmer mit zusätzlichen Einkünften versorgte und
andererseits den Wert einer Ware auf Grund der bei ihr eingetretenen Kosten
notwendigerweise erhöhte. Dementsprechend verteuerte sich ein etwa im Handel
abzugebender Gegenstand mit der Zahl der von ihm durchlaufenen Zollstellen,
weshalb in der kleinstaatlichen Welt des Deutschen Bundes schon früh Bemühungen
entstanden, die negativen Einwirkungen des Zolles auf den Warenverkehr zu
vermindern.
Mit diesen Bestrebungen befasst sich der vorliegende
Sammelband, der aus dem Forschungsprojekt Die höheren Beamten des Deutschen
Zollvereins - Soziales Profil, Karrieremuster und politisch-kulturelles
Selbstverständnis einer neuen Funktionselite zwischen Einzelstaat und Nation
(1834-1871) erwachsen ist. Seine 14 Beiträge vereinen die Referate, die auf
einer von der Fritz Thyssen-Stiftung finanzierten, in Jena am 15. und 16.
Januar 2010 abgehaltenen Tagung über Ökonomie und Nation - Der Deutsche
Zollverein als Faktor der kulturellen Nationsbildung vorgetragen wurden. Dabei
führen die Herausgeber selbst zunächst in neue Perspektiven der Forschung zum
Deutschen Zollverein in der Geschichte des 19. Jahrhunderts ein.
Danach erfolgt eine Bündelung der Untersuchungen in vier
Abschnitte. Dabei stehen für die Gründung Preußen, Bayern und der
Mitteldeutsche Handelsverein im Mittelpunkt, für den Nationsdiskurs der erste
Keim, der Kampf der Baumwollritter und Eisenhelden sowie das rheinische
Wirtschaftsbürgertum, für die Nationalisierung von Eliten die nationale
Verfassungsfrage, die parlamentarische Debatte in Sachsen-Weimar-Eisenach und
die Frage einer nationalen Funktionselite sowie hinsichtlich der
Außenwahrnehmung die britische Diplomatie, das alternative Verhalten
Österreichs und schließlich die ökonomische Nationsbildung mittels Ausschüssen
und Kommissionen des Deutschen Bundes. Insgesamt wird auf diese Weise das
bisherige Wissen über den Deutschen Zollverein an vielen Stellen vorteilhaft
vertieft und erweitert, wobei am Ende zumindest alle namentlich genannten
Personen in einem auch für die Würdigung des Gesamtprojekts als Zwischenbilanz
hilfreichen Personenregister zusammengefasst werden.
Innsbruck Gerhard Köbler