Das Konstanzer Konzil - Essays - 1414-1418 Weltereignis des Mittelalters, hg. v. Braun, Karl-Heinz/Herweg, Mathias, Hubert, Hans W. u. a. Theiss/Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2013. 247 S.

 

Da die Menschen Individuen sind, ist ihre Weltsicht grundsätzlich ebenfalls individuell. Deswegen kann zwar ein Einzelner, der sich selbst in der Zeit auch zwangsläufig ändert, theoretisch seine Weltsicht während der Zeit seines Lebens beibehalten oder entsprechend den Zeitläuften anpassen, noch mehr gilt dies aber für seine möglichen Anhänger, von denen jeder sein Vorbild am besten zu verstehen versucht. Dies hat für das Christentum bewirkt, dass es während seines Bestehens zu zahlreichen unterschiedlichen Erklärungsversuchen gekommen ist, die bei Widerstreit Schlichtungen, Einungen und Verurteilungen bewirken konnten.

 

Davon hat auch Konstanz profitiert, indem es mit seinen knapp 6000 damaligen Bewohnern das 16. allgemeine, auf Betreiben König Sigismunds einberufene Konzil mit etwa 600 Klerikern und zeitweise vielleicht bis zu 70000 Besuchern beherbergte. Dessen Beginn jährt sich demnächst zum 600. Mal. Dies ist zu Recht ein auf mancherlei Art würdig begangenes weltgeschichtlich bedeutsames Ereignis, dem auch der in Gold gekleidete vorliegende Sammelband gerecht wird, dessen Herausgeber als Professoren für Kirchengeschichte, germanistische Mediävistik, Kunstgeschichte, Landesgeschichte und mittelalterliche Geschichte zwar überwiegend nicht mit Konstanz unmittelbar, aber doch mit dessen näherer Umgebung eng verbunden sind.

 

Als Begleitband einer vom 27. April bis zum 21. September 2014 geplanten großen Landesausstellung Baden-Württemberg versammelt das vorliegende Werk 37 kurze wissenschaftliche Studien. Sie gliedern sich nach einem Vorwort der Herausgeber in die fünf Abteilungen Überlieferung und Wirkung, Organisation und Ablauf, Protagonisten und Teilnehmer (Sigismund, Johannes XXIII., Eberhard Windeck, Oswald von Wolkenstein sowie Delegationen aus Prag und Ungarn), Gegenstände und Beschlüsse, Stadt und Region sowie Kunst und Architektur. Möge das vielfältige, beeindruckend gestaltete Werk bestmöglich zum Gelingen bleibender Erinnerung an schwieriges, die Verbrennung Jan Hus’ und Hieronymus’ von Prag als angebliche Ketzer nicht scheuendes Ringen um richtigen christlichen Glauben beitragen.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler