Daniels, Tobias,
Diplomatie, politische Rede und juristische Praxis im 15. Jahrhundert. Der
gelehrte Rat Johannes Hofmann von Lieser (= Schriften zur politischen
Kommunikation 11). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2013. 581 S.
Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Anfänge der Rechtswissenschaft im hochmittelalterlichen
Italien sind bekanntlich so bescheiden, dass sich nur wenige Spuren dieses das
Verhältnis des Menschen zu den rechtlichen Regeln wesentlich verändernden
Vorgangs erhalten haben. Auch die spätere, zunächst nur allmähliche Verbreitung
der zugehörigen Kenntnisse und Fähigkeiten verläuft vielfach in uns nur wenig
bekannten Bahnen. Um so erfreulicher ist es, wenn ein junger Forscher sich
beispielhaft um Leben und Werk eines einzelnen Vertreters des gelehrten Rechtes
im praktischen Leben nördlich der Alpen bemühen und diese weitgehend in
Vergessenheit geratenen Geschehnisse wieder aufschließen und in Erinnerung
rufen kann.
Ausgangspunkt der vorliegenden Untersuchung ist eine Idee,
die Michael Matheus als Direktor des Deutschen historischen Instituts in Rom
dem Verfasser unterbreitete. Betreut wurde die daraus im weitgespannten
Graduiertenkolleg Politische Kommunikation von der Antike bis ins 20.
Jahrhundert erwachsende, in Innsbruck und Pavia eingereichte, für den Druck
leicht überarbeitete und gekürzte Dissertation von Klaus Brandstätter in
Innsbruck und Daniela Rando in Pavia. Wichtige Finanzierungshilfen leistete die
Deutsche Forschungsgemeinschaft.
Gegliedert ist das stattliche und überzeugende Werk
übersichtlich in drei Abschnitte über die diplomatische Karriere auf der
Grundlage der intellektuellen Unterweisung und Kontaktbildung des späteren
Löwener Professors des kirchlichen Rechtes (1455-1458) zwischen 1400 und 1434,
die politische Oratorik vor allem in Reichstagsreden und die juristische Praxis
der Consilia. Auf breiter, teilweise bisher unbekannter Quellengrundlage
gelingen dem Verfasser dabei zahlreiche neue Erkenntnisse. Sie erweisen den
bisher unzureichend untersuchten, 1459 verstorbenen Lieser als einen
bedeutenden, Rom nahestehenden geistlichen Politiker des konziliaren Zeitalter,
der 1437 das Konzil von Basel verließ, aber ein Jahrzehnt später die deutsche Kirche
wieder dem Papst zuführte.
Innsbruck Gerhard Köbler