Damm, Matthias, Die Rezeption des italienischen Faschismus in der Weimarer Republik (= Extremismus und Demokratie 27). Nomos, Baden-Baden 2013. 424 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

In Italien nannten sich bereits vor 1900 gegründete Arbeiterbünde fasci dei lavoratori und fasci siciliani. Am 23. März 1919 bildete auf dieser Grundlage der 1901 das Abitur und die Berechtigung zum Grundschullehrer erwerbende Benito Mussolini (1883-1945) fasci di combattimento. Angespielt werden sollte dabei auf die Machtsymbole des antiken römischen Reiches, die in der Form von Rutenbündeln vor den höchsten römischen Amtsträgern (Konsuln, Prätoren oder Diktatoren) geführt wurden.

 

Spätestens als Mussolini im Herbst 1922 auf Grund seiner gegen linke Strömungen gerichteten Politik vom König in der Hoffnung auf eine Rettung Italiens mit der Regieerungsbildung beauftragt wurde und daraufhin mit etwa 40000 Anhängern den Marsch auf Rom begann, musste dies zu großer europäischer Aufmerksamkeit führen. Mit den Auswirkungen auf das Deutsche Reich befasst sich die interessante Dissertation des Verfassers, die 2012 von der Technischen Universität Chemnitz angenommen wurde. Sie schließt auf der Grundlage umfangreicher Quellen mit der Behandlung der Zeit zwischen 1922 und 1933 eine bisher bestehende Lücke.

 

Dabei kann der Autor ein durchaus differenziertes Bild zeichnen, in dem der italienische Faschismus teil begrüßt wird, teils aber auch abgelehnt wird. Mit ansprechenden Überlegungen sieht er in einem Teil der Bewunderer vor allem heimliche Gegner Adolf Hitlers. Insofern sind die seinerzeitigen Stellungnahmen zum Faschismus Italiens gleichzeitig Spiegelungen der Einschätzung der Lage im Deutschen Reich, ohne dass diese Bewunderer Benito Mussolinis Adolf Hitlers Aufstieg zum Reichskanzler letztlich verhindern konnten.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler