Casemir, Kirstin/Fischer, Christian, Deutsch. Die Geschichte unserer Sprache. Primus Verlag, Darmstadt 2013. 288 S. 30 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Das hervorragendste Kennzeichen des Menschen innerhalb aller irdischen Lebewesen ist die mit Hilfe seine Verstandes entwickelte Sprache, die ihm eine Kommunikation mit anderen Menschen ermöglicht, die sich inzwischen von Raum und Zeit zumindest relativ verselbständigt zu haben scheint. Da Sprache vielleicht nicht an einem einzigen Ort nur einmal entstanden ist und jedenfalls zehntausende Jahre Entwicklungen hinter sich hat, bestehen auf der Erde Tausende von im Werden wie im Vergehen befindliche Sprachen. Zwar nicht die bedeutendste, aber doch eine weltweit bedeutende Sprache ist das am Übergang vom Altertum zum Mittelalter im Reich der Franken entstandene Deutsche, dessen Geschichte für seine Sprecher von besonderem Interesse ist oder doch sein sollte.

 

Kirstin Casemir, die sich mit Christian Fischer im vorliegenden Werk um dieses gewichtige Anliegen bemüht, wurde in Lüneburg 1968 geboren und nach dem Abitur im Gymnasium am Schloss zu Wolfenbüttel und dem Studium der historisch-vergleichenden und allgemeinen Sprachwissenschaft sowie Germanistik in Göttingen auf Grund einer Dissertation über die Ortsnamen des Landkreises Wolfenbüttel und der Stadt Salzgitter 2002 promoviert. Nach Tätigkeiten im Rahmen der Neubearbeitung des von den Brüdern Grimm begonnenen Deutschen Wörterbuchs und Lehraufträgen in Göttingen wurde sie 2007 Leiterin der Forschungsstelle Ortsnamen zwischen Rhein und Elbe. Dementsprechend nennt sie als Forschungsschwerpunkte Onomastik, Lexikographie, historische Kartographie und historische Sprachwissenschaft.

 

Auf dieser Grundlage bietet das vorliegende Werk eine vielseitige allgemeine Einführung in die Geschichte der von mehr als 100 Millionen Muttersprachlern gesprochene zehntgrößte Sprache der Welt. Gegliedert ist die gut lesbare Darstellung in fünf Abschnitte über die deutsche Sprache in Raum und Zeit einschließlich des Einflusses von Latein. Jiddisch und Englisch, den Wandel der deutschen Sprache und ihrer Formen mit dem als Beispiel verwendeten Weg vom apful zum Apfel und den Namen als wesentlichem Teil der Sprachgeschichte., die wichtigsten Faktoren der Sprachentwicklung (Kirche, Politik, Gesellschaft, Schule, Erfindung, Empfehlung und Vorschrift, Schreibmaterialien vom Pergament bis zum LCD-Schirm), die Sprachentwicklung in der Gegenwart (Technik, Medien, Tempo, geil und weil) sowie Wege und Umwege der deutschen Sprachgeschichte. (Wohl nicht nur, sondern vielleich auch) Weil kommende Veränderungen nicht vorhersagbar sind, bleibt im Ergebnis die Beschäftigung mit der Sprache, welche die Verfasser an dieser Stelle mit subjektiv ausgewählter weiterführender Literatur (noch ohne Internet), Register von Abfallentsorgungseinrichtungsverordnung bis Zwiebel und den Nachweis ihrer zwölf Abbildungen noch abrunden, zumindest für jeden Interessierten höchst reizvoll.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler