Bild und Konfession im östlichen Mitteleuropa, hg. v. Deiters, Maria/Wetter, Evelin (= Studia Jagellonica Lipsiensia 11). Thorbecke, Ostfildern 2013. 438 S. Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Konfessionelle Pluralität ist nach dem kurzen Vorwort Winfried Eberhards für die Länder des östlichen Mitteleuropa ein besonderes Strukturelement, aus dem auch Lösungsmodelle friedlicher Koexistenz entstanden sind. Deshalb hat das Geisteswissenschaftliche Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas an der Universität Leipzig seit 2001 zur Problematik der Konfessionalisierung und zwecks Überprüfung der Anwendbarkeit der entsprechenden Konzeption auf Ostmitteleuropa mehrere vergleichende Forschungsprojekte durchgeführt. Bild und Raumgestaltung als Elemente der konfessionellem Identitätsbildung waren dabei allenfalls am Rande gestreift worden, so dass drei Mitarbeiterinnen der Kunstgeschichte des Zentrums unter Leitung Evelin Wetters 2005 die dadurch entstandene Lücke zu schließen versuchen.
Das reiche Ergebnis dieser entschiedenen Bemühungen stellt der vorliegende Sammelband der Allgemeinheit in beeindruckender Ausgestaltung zur Verfügung. Gegliedert wird dabei nach einer Einleitung in insgesamt vier Abschnitte. Jan Harasimowicz untersucht visuelle Strategien im multikonfessionellem Breslau, Aleksandra Lipińska Grabdenkmäler des großpolnischen Adels und hohen Klerus im Spannungsfeld von ständischer Repräsentation und konfessionellem Eths (Górka-Kapelle im Dom zu Posen, Grabkapelle des Bischofs Adam Konarski), Marcin Wisłocki Retabelstiftungen der Herzöge von Pommern und Maria Deiters die Familie in der Bibel am Beispiel der Bibel der Nürnberger Patrizierfamilie Pfinzing.
Ausgangspunkt der Überlegungen war dabei die Ansicht, dass Bilder die Schaffung konfessioneller Identitäten nicht nur widerspiegeln, sondern den Ablauf auch mitgeprägt haben. Nach den übereinstimmenden Befunden der Bearbeiter war in den betrachteten Jahrhunderten das Bild im Kirchenraum von entscheidender Bedeutung, so dass das konfessionelle Zeitalter sich als Epoche einer wesentlich visuellen Kultur erweist. Ein Register von Adam bis Zürich schließt den vielfältigen und reich bebilderten Inhalt dem interessierten Betrachter vorteilhaft auf.
Innsbruck Gerhard Köbler