Archiv der Freiherren von Berlichingen zu Jagsthausen. Akten und Amtsbücher (1244-)1462-1985, bearb. v. Fieg, Oliver (= Inventare der nichtstaatlichen Archive in Baden-Württemberg, Band 25, 1). Kohlhammer, Stuttgart 2012. 918 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Zu den Eigentümlichkeiten des Lebens zählt es, dass die meisten Vorgänge nicht nur allgemeine, sondern auch besondere Eigenschaften aufweisen, weshalb neben den Massenerscheinungen auch die Einzelerscheinungen ihren eigenen Wert haben. Dementsprechend macht das Vorwort der vorliegenden Veröffentlichung voll Stolz darauf aufmerksam, dass sich im Archiv der Freiherren von Jagsthausen etwa eine bis dahin nicht mehr bekannte Schulordnung der Gemeinde Jagsthausen von 1611 findet. Trotz ihrer nur örtlichen Geltung verdient sie aber aus übergeordneten Überlegungen auch allgemeinere Zugänglichkeit.

 

Die 1212 erstmals sicher nachweisbaren Herren von Berlichingen zählen zu den bekanntesten Rittern des Heiligen römischen Reiches. Der ihnen zugehörige Götz von Berlichingen (1480-1562) ist als Ritter mit der eisernen Hand in vielfacher Hinsicht gewissermaßen unsterblich geworden. Der in zahlreiche Linien gegliederten Familie ist deshalb sehr dafür zu danken, dass sie ihr Archiv für die allgemeine Nutzung geöffnet hat.

 

Bereits 1999 konnten aus dem Archiv Urkundenregesten für die Jahre zwischen 1244-1860 erscheinen. Dem folgen zur 800. Wiederkehr der urkundlichen Erstnennung nun Akten und Amtsbücher fast bis in die Gegenwart, die der als Archivar tätige Bearbeiter in seiner Einleitung übersichtlich umreißt. In das gewichtige, auf dem Umschlag mit einer nach der Natur Jagsthausens gezeichneten Lithografie F. Mayers von etwa 1825 einladend geschmückte Werk einbezogen sind in ziemlich tiefer Einzelgliederung insgesamt 4483 Nummern als Findbuch zu mehr als 100 Regalmetern Akten, die durch einen Ortsindex und einen Personenindex erschlossen und durch Stammtafeln veranschaulicht werden, so dass insgesamt die Landesgeschichte Baden-Württembergs um ein beispielhaftes Stück bereichert ist.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler