Zingg, Roland, Die Briefsammlungen der Erzbischöfe von Canterbury, 1070-1170. Kommunikation und Argumentation im Zeitalter der Investiturkonflikte (= Zürcher Beiträge zur Geschichtswissenschaft 1). Böhlau, Wien 2012. 343 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Untersuchung ist die leicht überarbeitete Fassung der (mindestens mittelbar) von Claudia Zey angeregten und betreuten, im Herbstsemester 2010 von der philosophischen Fakultät der Universität Zürich angenommenen Dissertation des mehrere Jahre als Assistent tätigen Verfassers. Sie geht auf eine Beschäftigung mit der Korrespondenz Thomas Beckets zurück. Hieraus entstand die neuartige Idee, einen umfassenden Vergleich mehrerer Briefcorpora zu versuchen.
Sein überzeugendes Ergebnis gliedert der Verfasser in insgesamt acht Sachabschnitte. Der Einleitung über Kontext, Quellenlage, Forschungsstand und Arbeitsstruktur folgt eine historische Grundlegung. In ihr befasst sich der Autor sorgfältig mit dem Erzbistum Canterbury bis 1066, der schriftlichen Kommunikation im Mittelalter und mit den Briefsammlungen als allgemeiner Quellengattung wie in ihren besonderen Erscheinungsformen im früheren Mittelalter (Rather von Verona) und im 11. und 12. Jahrhundert.
Auf dieser verlässlichen Grundlage geht der Verfasser auf seine vier Autoren ein. Detailliert beschreibt er das Leben Lanfrancs, Anselms, Theobalds und Thomas Beckets und danach Entstehung, Überlieferung und Inhalt der vier Briefsammlungen. Vertieft behandelt er die Korrespondenten (geistliche Würdenträger, weltliche Adressaten) und Argumente (Bibelzitate, patristische Argumente, kanonistische Argumente, weitere Argumente und antike Autoritäten), wobei er zu zahlreichen neuen Erkenntnissen gelangt wie etwa der Intensivierung des Kontakts zu Papst und Kurie im Verlauf des 12. Jahrhunderts oder der Bedeutung von Bibel und Kirchenrecht in den Argumenten.
Innsbruck Gerhard Köbler