Winkler, Heinrich August, Geschichte des Westens. Die Zeit der Weltkriege 1914-1945. Beck, München 2011. 1350 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Heinrich August Winkler, in Königsberg 1938 geboren, 1944 mit der Mutter nach Süddeutschland gelangt, studierte nach dem in Ulm abgelegten Abitur Geschichte, Philosophie, öffentliches Recht und politische Wissenschaft in Münster, Heidelberg und Tübingen. Nach der bei Hans Rothfels in Tübingen 1963 zur Geschichte der deutschen Fortschrittspartei preußischer Liberalismus und deutscher Nationalstaat) verfassten Dissertation und der an der Freien Universität in Berlin bis 1970 erarbeiteten Habilitationsschrift über die politische Entwicklung von Handwerk und Kleinhandel in der Weimarer Republik wurde er 1972 nach Freiburg im Breisgau und 1991 an die Humboldt-Universität in Berlin berufen. Nach eindringlichen, dreibändigen Untersuchungen über Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik (1984ff.) erörterte er in  seinem zweibändigen Werk Der lange Weg nach Westen (2000) erörterte die Entwicklung von Nationalstaat und Demokratie in Deutschland.

 

Die dabei angesprochene Frage eines deutschen Sonderwegs führte ihn gewissermaßen folgerichtig zu einer umfassenden Geschichte des Westens. Ihr erster, von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert führender Band erschien im Jahre 2009 und konnte wenig später zum zweiten Mall aufgelegt werden. Fast zeitgleich gelang dem Verfasser die Fertigstellung eines zweiten voluminösen Bandes, der sich mit der an den Dreißigjährigen Krieg erinnernden Zeit vom Anfang des ersten Weltkriegs bis zum Ende des zweiten Weltkriegs befasst.

 

Gegliedert ist er nach einer kurzen Einleitung in vier Abschnitte. Sie betreffen den ersten Weltkrieg mit seinen Schlachten, Verbrechen, Zielen, Zusammenbrüchen und Erbteilen, die Jahre zwischen 1918 und 1933 von Versailles bis in den fernen Osten, die Gegensätze zwischen Demokratien und Diktaturen und schließlich die Zivilisationsbrüche im zweiten Weltkrieg und im Holocaust mit der Zäsur von 1945. Möge es dem Verfasser gelingen, sein umfassendes, neuartiges Werk über den Westen aus deutscher Sicht mit einem dritten Band über die Nachkriegszeit in gleicher Souveränität und Erzählkunst in absehbarer Zeit abzuschließen.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler