Wehrmann, Hildegard, Hermann Pünder (1885-1976). Patriot und Europäer. Klartext Verlag, Essen 2012. 523 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Trier am 1. April 1888 geborene Hermann Josef Pünder wurde nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Freiburg im Breisgau, in Berlin und London 1911 promoviert. Nach dem Abschluss seiner weiteren Ausbildung wurde er Regierungsrat im Finanzministerium des Deutschen Reiches und stieg von dort aus 1926 zum Staatssekretär der Reichskanzlei unter den Reichskanzlern Luther und Marx vom Zentrum, Müller von der SPD und Brüning nochmals vom Zentrum auf. 1932 wurde er Regierungspräsident des Regierungsbezirks Münster, verlor diese Stellung aber 1933.

 

Nach dem Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 wurde er verhaftet und wegen der Beteiligung an der Verschwörung in das Konzentrationslager deportiert. Am Ende des zweiten Weltkriegs kam er in Südtirol frei. Er zählte danach zu den Mitbegründern der Christlich Demokratischen Union in Nordrhein-Westfalen und wurde Oberbürgermeiste4r Kölns sowie für 19 Monate Oberpräsident der Bizone.

 

Seinen, nach 1945 von Konrad Adenauer eingeschränkten Lebensweg zeichnet die lange Jahre bei der Europäischen Union als Chefdolmetscherin tätige Verfasserin nach einem Studium der Geschichte in Düsseldorf in ihrer von einem namentlich nicht erwähnten Professor (Horst A. Wessel) an einer ebenfalls nicht erwähnten Universität betreuten Dissertation unter besonderer Auswertung des Tagebuchs und der Memoiren Pünders nach. Die Arbeit ist von Schwächen im Einzelnen nicht frei. Dennoch macht sie die Leistungen des in Fulda am 3. Oktober 1976 verstorbenen Hermann Pünder deutlicher als die bisherige Literatur.

 

Innsbruck                                            Gerhard Köbler