Wege zur Kultur. Barrieren und Barrierefreiheit in Kultur- und Bildungseinrichtungen, hg. v. Tervooren, Anja/Weber, Jürgen (= Schriften des deutschen Hygiene-Museums Dresden 9). Böhlau, Köln 2011. 295 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Kultur ist in Gegensatz zur Natur im weitesten Sinn alles, was der Mensch durch Gestaltung schafft. Durch Kultur unterscheidet sich der Mensch vom Tier. Andererseits trennt auch das jeweilige Maß der Teilhabe des Einzelnen an diesen Gestaltungen die sich von der Natur immer weiter entfernenden Menschen untereinander in Bezug auf die Wertigkeit ihres sozialen Menschseins.

 

Da in der Gegenwart Kultur vielfach in Gebäuden untergebracht und gepflegt wird, stellt sich die besondere Frage der Zugangsmöglichkeiten zu ihr für einzelne Menschen. Sie hat großes Gewicht für die Menschen, für die durch unterschiedlichste Umstände der Zugang zu Gebäuden beispielsweise durch Stufen oder andere Barrieren erschwert ist. Während in früheren Zeiten dieses Ergebnis zu Lasten der Betroffenen als selbverständlich und unausweichlich hingenommen wurde, nimmt sich die inzwischen erreichte Höhe der menschlichen Kultur seit etwa einem halben Jahrhundert durch Sachkenner dieser Frage als eines sozialen Problems an.

 

In diesem Sinne wurde auf einer im Oktober 2009 von der Konferenz nationaler Kultureinrichtungen mit der Klassik Stiftung Weimar und dem Deutschen Hygiene-Museum in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimer eine Tagung über Die Wege zur Kultur (Kulturwissenschaftliche Aspekte des Umgangs mit Behinderungen) abgehalten. Dortige Vorträge und weitere Beiträge legt der dieser Problematik gewidmete, mit der Abbildung zweier Plastiken auf dem aufrufenden Umschlag geschmückte Band der Öffentlichkeit nunmehr vor. Unter der Zielsetzung „Barrieren wahrnehmen, verstehen und abbauen“ behandeln acht Beiträge Konzepte und Geschichte von Barrieren und Barrierefreiheit und elf weitere Untersuchungen die Barrierefreiheit in der Praxis, wobei dem durch ein Sachverzeichnis benutzerfreundlich abgerundeten Werk insgesamt gewünscht werden kann, dass auch mit seiner Hilfe die Gesamtkultur weiter wachsen möge.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler