Tropper, Christine, Glut unter der Asche und offene Flamme. Der Kärntner Geheimprotestanismus und seine Bekämpfung 1731-1738 (= Quelleneditionen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 9). Oldenbourg, München 2011. 573 S., 36 Abb., 4 Kart. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Verfasserin ist Archivarin am Kärntner Landesarchiv und Mitglied des Instituts für österreichische Geschichtsforschung. Anlässlich der Ablieferung ihres Beitrags für den Sammelband Geheimprotestantismus und evangelische Kirchen in der Habsburgermonarchie und im Erststift Salzburg berichtete sie ihrem Kurskollegen und Freund Herwig Weigl in Wien von interessanten Quellenfunden. Daraufhin bot er ihr spontan an, diesen Quellen einen Band der Quelleneditionen des Instituts für Geschichtsforschung zu widmen, für den ihr der Ehemann, Kurs- und Arbeitskollege Peter Tropper als leitender Archivar des Archivs der Diözese Gurk umfangreiches Quellenmaterial zugänglich gemacht und in digitaler Form zur Verfügung gestellt hat.

 

Die Verfasserin gliedert ihr Werk in sieben Teile. Nach einem einleitenden Literaturüberblick mit Aufgabenstellung und einem Überblick über die Entwicklung des an sich durchaus bekannten Geheimprotestantismus in Kärnten von der Gegenreformation (ab etwa 1545) bis zur Protestantenvertreibung in Salzburg (1731/1732) schildert sie die Rahmenbedingungen für den Geheimprotestantismus und seine Bekämpfung in Kärnten 1731-1738, wobei sie als konkreten Raum die Pfarre Sankt Lorenzen in der Reichenau mit Pfarrer Michael Josef Seidel und Missionar P. Leopold Paumgartner SJ sowie die Herrschaft Afritz/Gegend mit dem Pfleger Jakob Christoph Stainer aufgreift. Dem schließt sie die Ereignisabläufe und die Bekämpfung durch Bespitzelung, Versammlungsverbot, Militäreinsatz, Eindämmung des Bücherschmuggels, Abnahme von Büchern, Kontaktverhinderung, Schulkontrolle, Veröffentlichungen, Verleihung von Bauerngütern nur an Katholiken, Privilegienverlust für evangelische Handwerker, Ausweisungen, Verhaftungen, Verhöre, Zwangsrekrutierungen und Transmigrationen im weltlichen Bereich und Unterrichtsintensivierung, Mission, neue Seelsorgestationen, Einschränkung von Wallfahrten und Regulierung der Stolgebühren im geistlichen Bereich an.

 

Ihre sachkundig beschriebenen Quellen gliedert sie zeitlich in drei Gruppen von 1731 bis zur Hauptresolution (August 1733), die Hauptresolution vom 12. August 1733, von der Hauptresolution bis zur Visitation 1734/1735, die Visitation 1734/1735 und die bis Juni 1738 folgenden Texte bis zum Bericht des Missionars Leopold Paumgartner über die Zeit von 1736 bis 1750. Ein Abkürzungs- und Siglenverzeichnis, ein Verzeichnis der archivalischen Quellen (aus Graz, Klagenfurt, Maribor bzw. Marburg, Salzburg und Wien), ein Verzeichnis der gedruckten Quellen und der Literatur sowie der Online-Ressourcen, ein Verzeichnis der 36 Abbildungen und ein Orts- und Personenregister runden den gelungenen Band ansprechend ab, während ein Sachregister fehlt. Auf dieser Grundlage sind vertiefende Untersuchungen in das protestantische Leben im frühneuzeitlichen Österreich, in dem Kärnten im 16. Jahrhundert nahezu vollständig protestantisch war, leichter und sicherer möglich.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler