Toggenburg,
Gabriel N./Rautz, Günther, ABC des Minderheitenschutzes in Europa.
Böhlau, Wien 2011. 342 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Minderheiten gibt es in jeder menschlichen
Gesellschaft, weil alle Menschen individuelle Merkmale haben. Seit dem
Mittelalter wird ansatzweise vereinzelt die Frage des Schutzes von Minderheiten
gesehen, die nur ganz allmählich einer Verrechtlichung angenähert wird. Erst
seit dem 20. Jahrhundert werden, vor allem nach den Zusammenbrüchen der Reiche
der Habsburger, Osmanen und Russen Bemühungen um völkerrechtlichen Schutz
ethnischer Minderheiten verstärkt, ohne dass dies bisher zu wirklich
befriedigenden Ergebnissen geführt hat, obwohl 1998 immerhin die im Europarat
ausgearbeiteten Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten und der
europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen in Kraft getreten
sind.
Umso bedeutsamer ist eine
Zwischenbilanz über das bisher Erreichte und das noch Ausstehende. Die beiden
Verfasser versuchen sie in einfacher, alphabetisierter Form. Beide sind als
Experten bzw. Koordinatoren am Institut für Minderheitenrecht an der
Europäischen Akademie Bozen (EURAC) tätig und durch zahlreiche Veröffentlichungen
sachlich gut ausgewiesen.
Nach einem kurzen Vorwort bieten sie
in künstlich wirkender Anlehnung an das Alphabet 26 Artikel über Autonomien,
Bildung, Case Studies, Diskriminierung, Einwanderung, Förderung, Graubünden,
Homo- und Transsexualität, indigene Völker (z. B. Sami, Inuits), Judikatur,
Kopftuch, Lissaboner Vertrag, Medien, NGO’s, Organisationen, Partizipation,
Quoten und Proporz, Roma (nicht besonders Sinti), Sprachpolitik, transnationale
Zusammenarbeit, Umsiedlung, Volksgruppe, Wirtschaft(skrise), Xenophobie, Yin
und Yang des Minderheitenschutzes und Zensus. Ein Serviceteil, Tabellen und
Graphiken runden das zahlreiche Informationen zu politischen, rechtlichen und
kulturellen Aspekten des Minderheitenschutzes bietendeTaschenbuch hilfreich ab.
Innsbruck Gerhard
Köbler