Tiroler Urkundenbuch. Abteilung 2 Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals, Band 2 1140-1200, bearb. v. Bitschnau, Martin/Obermair, Hannes, Register unter Mitarbeit v. Feller, Claudia/Schaller, Martin. Wagner, Innsbruck 2012. LXXXVIII, 579 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Wann Tirol im von Natur aus eindrucksvollen, aber unwirtlichen Herzen der Alpen, aus dem eine am Hauslabjoch im hinteren Ötztal am 19. 9. 1991 gefundene, rund 5300 Jahre alte Gletscherleiche erhalten ist, genau beginnt, weiß niemand wirklich zu sagen, wenn auch festzustehen scheint, dass der älteste erhaltene Balken der namengebenden Burg Tirol aus dem Jahre 1106 stammt. Jedenfalls seit dieser Zeit erwächst dort allmählich eine bedeutende Grafschaft des Heiligen römischen Reiches, deren Erbe in politisch veränderter Form noch heute fortlebt. Der Vergegenwärtigung ihrer Vergangenheit dient in vorzüglicher Weise das Tiroler Urkundenbuch, dessen drei das deutsche Etschland und den Vintschgau (bzw. ehemalige Trienter und Churer Diözesananteile) betreffenden, bis 1253 reichenden, von Franz Huter bearbeiteten Bände einer ersten Abteilung zwischen 1937 und 1957 erschienen sind.

 

Dem folgt seit 2009 die sich auf Inntal, Eisacktal und Pustertal (bzw. ehemalige Brixener und Salzburger Diözesananteile) beziehende, von Martin Bitschnau und Hannes Obermair bearbeitete zweite Abteilung, die ebenfalls bis 1253 geführt werden soll. Ihr erster bis 1140 reichender Band konnte 2009 erscheinen und kann erfreulicherweise nach nur drei Jahren um die Urkunden zwischen 1140 und 1200 ergänzt werden. Insgesamt handelt es sich dabei um die Nummern von 381 bis 948 sowie um 19 auszuscheidende oder fragliche Stücke.

 

Nach dem einführenden Vorwort und dem Geleitwort der in Innsbruck 1949 bzw. in Bozen 1961 geborenen Herausgeber, die allgemein über die 569 erfassten, nur zu einem guten Viertel (150) von regionalen „Akteuren“ und damit zu fast drei Vierteln (418) aus auswärtigen Überlieferungen stammenden Urkunden berichten, legen die Bearbeiter des nach jahrzehntelangen Vorbereitungen im Dezember 2009 im Manuskript abgeschlossenen bedeutenden Editionsvorhabens die Überlieferung, gegliedert nach dem betroffenen Gebiet, der sonstigen inneralpinen Überlieferung und der außeralpinen Überlieferung aus Deutschland, Italien, Slowenien oder anderen bzw. nicht bestimmt zuordenbaren Überlieferungsgruppen ausführlich dar und weisen gedruckte Quellen und Literatur auf rund 30 Seiten nach. Die Edition beginnt mit einer Verleihung eines Waldgebiets Innichens an den Stiftsvogt vom September 1140 und endet mit einem Befehl Papst Innozenz’ III. an das Domkapitel von Salzburg. Ausführliche Register der Orts- und Personennamen schließen den Inhalt der wertvollen und grundlegenden, hoffentlich innerhalb eines absehbaren Zeitraums (in einem weiteren Band oder mehreren weiteren Bänden) abgeschlossenen, heutige Grenzen selbverständlich überschreitende Edition, die vor allem im digitalen Zeitalter auch ein Sachregister verdienen würde, vorzüglich auf.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler