Speer, Benedikt, Grenze und grenzüberschreitende Zusammenarbeit im historischen Kontext - Eine explorative politikwissenschaftliche Studie am Fallbeispiel des Pyrenäenraums (= Schriftenreihe der Hochschule Speyer 201). Duncker & Humblot, Berlin 2010. 288 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Arbeit ist die in Vorarbeiten während einer Assistentenzeit am Lehrstuhl für vergleichende Verwaltungswissenschaft und öffentliches Recht an der deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer (DHV) begonnene und im Wesentlichen 2005 bis 2008 neben einer Tätigkeit am Deutschen Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung entstandene, im Dezember 2008 disputierte Dissertation des Verfassers zur Erlangung des Grades eines Doktors der Staats- und Wirtschaftswissenschaften. Sie wurde betreut von Carl Böhret. Der Verfasser hatte nach seinem Vorwort das Glück, in seinem Vater immer einen fachlich kompetenten, vielseitig gebildeten und nicht zuletzt äußerst geduldigen Diskussionspartner in seiner Nähe zu haben.

 

Gegliedert ist die interessante Untersuchung in  zwei Hauptteile. Nach einer kurzen Einleitung stellt der Verfasser zunächst ausführlich seinen Untersuchungsgegenstand, zentrale Begrifflichkeiten (Grenze, Grenzraum, grenzüberschreitende Zusammenarbeit im wissenschaftlichen Diskurs) sowie Erkenntnisinteresse, Methodik und Erkenntniserwartungen vor. Danach vertieft er seine methodischen Befunde an seinem konkreten Beispiel des Pyrenäenraums zwischen dem Mittelalter und dem Ende des 19. Jahrhunderts sehr sorgfältig.

 

Am Ende fasst er seine neuen Erkenntnisse in sechs Leitsätzen zusammen, von denen der erste lautet, dass die französisch-spanische Pyrenäengrenze keine natürliche Grenze ist, deren Wirkungen zudem nur kontextabhängig erklärt werden können, wobei es besonders auf den Dichtegrad besonderer Rechtsverhältnisse ankommt. Im Ergebnis sieht er grenzüberschreitende Zusammenarbeit nicht als zeit- oder systemspezifisches Phänomen an, sondern ermittelt im Rahmen der verfügbaren Quellenüberlieferung immer den Staat (im Pyrenäenraum) als zentralen Akteur der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Daraus zieht er die für die Geschichtswissenschaft erfreuliche und einleuchtende Folgerung, dass die Berücksichtigung der historischen Dimension (auch) für die Politikwissenschaft unerlässlich ist und deswegen im eigenen Interesse systematisch genutzt werden sollte.

 

Innsbruck                                            Gerhard Köbler