Sonntag, Marcus, Die Arbeitslager in der DDR. Klartext Verlag, Essen 2011. 407 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Arbeit ist die von Gunther Mai betreute, nach dreijährigen Forschungen 2010 an der Universität Erfurt angenommene Dissertation des als Hilfskraft und wissenschaftlichen Mitarbeiters tätigen, durch Stipendium und Druckkostenzuschuss geförderten Verfassers. Sie befasst sich mit der bislang wenig untersuchten Thematik des Strafvollzugs in den Lagerhaftanstalten der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik. Im Mittelpunkt der umfangreiche Archivalien auswertenden Studie stehen die Lager in der Maxhütte Unterwellenborn im Land Thüringen bzw. im Bezirk Gera von 1949 bis 1991, im Kalibergwerk Sollstedt im Bezirk Erfurt von 1956 bis 1965 und das Arbeitserziehungskommando Regis im Bezirk Leipzig von 1962 bis 1990.
Gegliedert ist das Werk in fünf Abschnitte. Zunächst erörtert der Verfasser allgemeiner Theorien und Konzepte von Arbeit, Haftarbeit und Arbeitslager, die Rahmenbedingungen für Haftarbeit und Strafvollzug in der sowjetischen Besatzungszone und der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik sowie die Strukturen und Ziele der Haftanstalten. Danach geht er sehr sorgfältig auf die Einzelheiten ein (Aufbau, Belegung, Vollzugspersonal, Lagerordnung, Haftbedingungen, Lagerleben, Machtverhältnisse, Arbeitsbedingungen und Umerziehung).
Im Ergebnis stellt er fest, dass der Strafvollzug in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik in jeder Hinsicht Verwahrvollzug war, der nie den selbst gesteckten Zielen eines Erziehungsvollzugs gerecht wurde. Der Einsatz Strafgefangener in den Betrieben erwies sich als wirtschaftlich günstigste Vorgangsweise. Von normalen Vollzugsanstalten unterschieden sich die Lagerhafteinrichtungen nach den ansprechenden Erkenntnissen des Verfassers vor allem durch die in ihnen durchgeführte Vollzugsart, wobei reformorientierte Überlegungen innerhalb der parteipolitisch bestimmten Gestaltung keinen wirklichen Entfaltungsraum hatten.
Innsbruck Gerhard Köbler