Sohn,
Andreas, Von der Residenz zur Hauptstadt. Paris im hohen Mittelalter. Thorbecke,
Ostfildern 2012. 256 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Paris ist
eine der bekanntesten Städte der Welt. Sie wird im Jahre 54 v. Chr. als Lutetia
erstmals erwähnt. Wie dieser Hauptort der keltischen Parisier während des
Mittelalters zur Hauptstadt Frankreichs werden konnte, zeichnet der mit
Abbildungen ausgestattete Band detailliert und eingängig nach.
Sein in
Dortmund 1959 geborener Verfasser wurde nach dem Studium von Geschichte,
katholischer Theologie und Pädagogik in Münster und Poitiers 1988 mit einer von
Joachim Wollasch betreuten Münsteraner Dissertation zum Abbatiat Ademars von
Saint Martial de Limoges im cluniazensischen Klosterverband promoviert. 1995
wurde er auf Grund seiner Habilitationsschrift über deutsche Prokuraturen an
der römischen Kurie in der Frührenaissance habilitiert und nach Lehrtätigkeiten
in Münster, Graz und Frankreich 2001 als Professor für mittelalterliche
Geschichte an die Universität Paris XIII berufen. Bereits zu dieser Zeit hat er
sein besonderes Interesse an Hauptstädten und global cities erkennen lassen.
Im
vorliegenden Band zeigt der Verfasser anschaulich, dass bereits der berühmte
Frankenkönig Chlodwig ab 508 Paris als Aufenthaltsort besonders schätzte, dass
aber die seine merowingischen Nachkommen 751 verdrängenden Karolinger Metz oder
Aachen und die ihnen 987 folgenden Kapetinger zunächst Orléans bevorzugten.
Erst unter dem von Suger von Saint Denis beeinflussten König Ludwig VI. konnte
in Abgrenzung zur Normandie der Grund für den Aufstieg von Paris gelegt werden,
dessen geistige Bedeutung besonders durch Petrus Abaelardus gewann. Durch
gelungene Wirtschafts-, Verwaltungs- und Gerichtsreformen stieg das dann durch
Universität wie stilbildende Bauten ausgezeichnete Paris vom Sitz des
Herrschers, der zu dieser Zeit wohl noch kaum wirkliche Residenz im
landläufigen Sinn war, zur Hauptstadt des sich festigenden Landes auf.
Innsbruck Gerhard Köbler