Seils,
Mirjam, Die fremde Hälfte. Aufnahme und Integration der Flüchtlinge und
Vertriebenen in Mecklenburg nach 1945. Thomas
Helms Verlag, Schwerin 2012. 315 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Mecklenburg ist das nach der 995 erstmals erwähnten Burg Michelenburg bei Wismar benannte, dünn besiedelte, 1701 in Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz geteilte, zum 1. 1. 1934 wieder zusammengefasste Land, das nach dem zweiten Weltkrieg mit Vorpommern zu einem Land des Deutschen Reiches verbunden wurde und herkömmliche Zustände verhältnismäßig fest bewahrt. Vor dem zweiten Weltkrieg hatte es (zusammen mit Vorpommern) etwa 1,5 Millionen Einwohner. Durch Umsiedlung, Flucht und Vertreibung aus dem Osten stieg deren Zahl auf mehr als zwei Millionen.
Mit diesem sozialgeschichtlichen Vorgang befasst sich das vorliegende Werk. Es wurde im Jahre 2009 von der inzwischen als Lehrerin tätigen Verfasserin als Dissertation an der Universität Rostock eingereicht. Damit wird eine bedauerliche, bisher bestehende in ansprechender Weise geschlossen.
Nach überzeugender Ansicht der Verfasserin hatte die Bodenreform in Mecklenburg nicht in erster Linie das Ziel, die Vertriebenen zu fördern, sondern die Großgrundeigentümer zu enteignen und die feudalistischen Überreste der Gutsherrschaft zu beseitigen. Die verteilte Ansiedlung der dadurch aber tatsächlich doch begünstigten Vertriebenen stellt die Autorin an den Karpatendeutschen, den Wolhyniendeutschen und den Bessarabiendeutschen detailliert dar. Im Ergebnis sieht sie die durch die Eingliederung bewirkte erhebliche Veränderung der Bevölkerungsstruktur auch als einen Vorteil für das gesamte Land an.
Innsbruck Gerhard Köbler