Schürmann, Dominik, Die Novellierung der Pauschalreise-Richtlinie unter Berücksichtigung des deutschen Umsetzungsrechts. Harmonisierungsgrad, Anwendungsbereich und Informationspflichtenregime (= Studien zum europäischen Privatrecht und zur Rechtsvergleichung 8). Jenaer Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Jena 2012. 323 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Im Laufe des 20: Jahrhunderts haben die Durchschnittseinkommen vor allem in den westlichen Industriestaaten trotz aller generellen und individuellen Probleme so sehr zugenommen, dass neue Wege des Konsums gesucht und gefunden werden mussten. Zu ihnen gehört in vorderer Linie auch der Konsum von Vermögen und Einkommen in der Form der Reise. Seitdem wälzen sich ununterbrochene Ströme von Touristen durch die bekanntesten Stätten der Menschheit wie durch die immer weniger werdenden einigermaßen unberührten Flecken, so dass inzwischen sogar Reisen zum Mond und zum Mars ernsthaft diskutiert werden.

 

Da durch technische Erweiterung der Infrastruktur, durch Globalisierung der Welt und durch Massenkonsum von Reiseleistungen vorhersehbare neue rechtliche Fragen entstanden sind, hat auch der europäische „Gesetzgeber“ die Pauschalreise zu einem seiner zahlreichen Gegenstände gemacht. Mit den dabei in der jüngsten Vergangenheit entstandenen Fragen beschäftigt sich der Verfasser in seiner während seiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter Ansgar Staudingers entstandenen, im Sommersemester 2012 von der Fakultät für Rechtswissenschaft in Bielefeld angenommenen, umgehend auf dem Stand vom Juli 2012 veröffentlichten Dissertation. Sie gliedert sich außer in Einleitung und Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse klar in drei Abschnitte.

 

Zunächst schildert der Verfasser kompakt die neuere Entwicklung des Reisemarkts, der in der Gegenwart bei fast 80 Millionen Reisen von Bundesbürgern im Jahr steht, wobei knapp die Hälfte (mit rückläufiger Tendenz) von Pauschal- und Bausteinreisen gebildet wird, und unterrichtet dann ebenfalls kurz über die Entwicklung der Reformbestrebungen. Danach bietet er ausführlich Überlegungen für eine Novelle der Pauschalreise-Richtlinie im Rahmen der Europäischen Union. Am Ende gelangt er gut 20 Jahre nach Erlass der Richtlinie 90/314/EWG zu einer Reihe eigener, ansprechender Vorschläge für die Harmonisierungsintensität, den sachlichen Anwendungsbereich, den persönlichen Anwendungsbereich (Veranstalter, Vermittler, Verbraucher) und die Informations- und Hinweispflichten, zu denen etwa zählt, dass die Richtlinie künftig Veranstalter verpflichten sollte, den Kunden Informationen zur geordneten Vertragsdurchführung mit sämtlichen organisatorischen Einzelheiten vor Antritt der Reise zu überlassen.

 

Innsbruck                                            Gerhard Köbler