Rulitz, Florian Thomas, Die Tragödie von Bleiburg und Viktring. Partisanengewalt in Kärnten am Beispiel der antikommunistischen Flüchtlinge im Mai 1945. Hermagoras-Verlag, Klagenfurt 2011. 420 S. z. T. Diss. phil. Klagenfurt 2010. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der Mensch ist nicht nur sich selbst unabdingbar, sondern kann auch an den beliebigsten Stellen zu seinem größten Feind werden. Er verfügt zu diesem Zweck nicht nur über ausgezeichnete Fähigkeiten sondern in deren Umsetzung auch über gefährliche Mittel. Insbesondere die Entwicklung der Technik hat ihn in der jüngeren Vergangenheit in die Lage versetzt, aggressiver und verderblicher zu handeln, als dies wohl jemals möglich war.

 

Der Verfasser beschreibt auf der Grundlage seiner geschichtswissenschaftlichen Klagenfurter Disseration einen einzelnen bestimmten Vorgang am Ende des zweiten Weltkriegs und widmet sein Buch ganz besonders den Opfern, die nach wie vor irgendwo in Südkärnten, Slowenien, Kroatien oder anderswo liegen. Gegliedert ist die vier Vorworten folgende Darstellung in sechs Sachkapitel. Nach einer kurzen Einleitung über zentrale Fragestellungen, Literatur-, Quellen- und Forschungslage sowie Schwerpunkte und Abgrenzungen beginnt der Autor mit der Vorgeschichte im von 1941 bis 1945 besetzten Jugoslawien einschließlich der antikommunistischen Wehrformationen und Staatsbildungen in Kroatien und Slowenien, schildert danach die Hauptfuchtwege über den Loiblpass nach Klagenfurt-Viktring und über das Mießtal nach Bleiburg, die Anhaltelager und die britischen Repatriierungen sowie die Tötungs- und Massengrabstätten und fragt schließlich, ob die Massenverbrechen Rache oder Revolutionsgewalt waren. Im Nachhinein erweisen sie sich ihm jedenfalls als eine große menschliche Tragödie.

 

Nach seinen sorgfältigen Untersuchungen fand der Hauptkampf zwischen kommunistischen und antikommunistischen Verbänden am 10. Mai 1945 statt. Entgegen eigener bisheriger Darstellung lieferte die britische Armee Flüchtlinge nicht an Italien, sondern an Jugoslawien (und damit zumindest zum Teil der Vernichtung) aus. Die ermittelbare Zahl der von Partisanen in Kärnten getöteten antikommunistischen Flüchtlinge beziffert er auf 250-350, geht aber ansprechend von einer höheren Dunkelziffer aus und verknüpft abschließend die konträren Wahrnehmungen  der eigenen Heschichte in Slowenien und Kroatien auch mit den noch in der Gegenwart nachwirkenden politisch-ideologischen Spannungsfeldern.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler