Reinhardt, Volker, Machiavelli oder die Kunst der Macht. Eine Biographie. Beck, München 2012. 400 S., 15 Abb., 1 Kart. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Rendsburg 1954 geborene, nach dem Studium von Geschichte und romanischer Philologie in Kiel, Freiburg im Breisgau und Rom 1981 in Freiburg im Breisgau promovierte und 1989 habilitierte und 1992 nach Freiburg im Üchtland berufene Verfasser ist in den letzten dreißig Jahren durch eine Reihe interessanter Monographien hervorgetreten. Sie betreffen in erster Linie Italien am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, greifen aber darüber sowohl zeitlich wie auch räumlich durchaus hinaus. Mit Scipione Borghese, den Medici, Alexander VI., Calvin, Michelangelo oder den Borgia stehen in erster Linie bedeutende Individuen oder Familien im Mittelpunkt, die mit einem breiteren Öffentlichkeitsinteresse rechnen können.

 

Sein neues Werk geht von fünf Künsten aus, in welche die Biographie gegliedert wird. Das sind im Einzelnen die Kunst, sich einen Namen zu machen (1469-1498), die freilich zunächst kaum greifbare Spuren in den zeitgenössischen Quellen hinterlässt, die Kunst der Diplomatie (1498-1510), die Kunst des Überlebens (1510-1513), die Kunst des Schreibens (1513-1520) und schließlich die Kunst der Provokation (1521-1527). Alle diese Künste führen den Helden aber letztlich nur in die nicht wirklich auflösbare Spannung zwischen Verfemung und Ruhm.

 

Der Verfasser nähert sich Machiavelli auf der Grundlage aller ihm verfügbaren Quellen, die freilich für den ersten Lebensabschnitt so spärlich sind, dass sich kaum begreifen lässt, wie der Spross einer bedeutenden Familie gewissermaßen über Nacht an eine wichtige Stelle der Florentiner Macht gelangt. Scharfsinnig erkennt er viele menschliche Züge jeder Politik und legt sie nach seinem Sturz ohne Verbrämung in seinem berühmten Traktat De principatibus (bzw. il principe) dar, nachdem er sie bei Ausübung der Macht erfahren und nutzbar zu machen gewusst hatte. Unter Einbeziehung vieler Textstellen aus den erhaltenen Werken gelingt dem Verfasser eine sehr ansprechende, durch Abbildungen und Register angenehm abgerundete Studie, die Machiavelli dadurch verständlich zu machen versucht, dass sie ihn als brillanten intellektuellen Außenseiter beschreibt, der Hilfsmittel gegen die Krisen seiner Zeit erfand, die zum Stein des Anstoßes für alle Zeiten geworden sind.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler