Rechtsphilosophie im 20. Jahrhundert - 100 Jahre Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie, hg. v. Brockmöller, Annette/Hilgendorf, Eric (= Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie Beiheft 116). Nomos, Baden-Baden 2009. 207 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Rechtsphilosophie hat formell eine sehr lange Geschichte, weil - nach einem bekannten Bonmot - jeder mit Recht Befasste eine allgemeine theoretische oder philosophische Vorstellung von Recht hat, selbst wenn er es nicht weiß. Gleichwohl ist die deutsche Rechtsphilosophie nach dem kurzen Vorwort der beiden Herausgeber in keiner guten Verfassung, wie sich an der Zersplitterung der Diskussionslandschaft, mangelnder sprachlicher Disziplin, praxisfremder Scholastifizierung, fehlender gesellschaftlicher Resonanz und weitgehendem Desinteresse der juristischen Fachkollegen und des wissenschaftlichen Nachwuchses ablesen lässt. Dies soll nach der Intention der Herausgeber geändert werden.

 

Zu diesem Zweck besinnen sie sich auf den historischen Hintergrund der deutschen Rechtsphilosophie und wollen deren Auf und Ab in der Geschichte des 1907 von Josef Kohler gegründeten Archivs für Rechts- und Sozialphilosophie ermessen. Sie sehen in der Rückbesinnung eine Möglichkeit, an die herausragenden Leistungen der Vergangenheit anzuknüpfen.  Zu diesem Zweck haben sie vom 25. bis 27. Oktober 2007 am Zentrum für interdisziplinäre Forschung in Bielefeld eine Arbeitstagung über Rechtsphilosophie im Wandel der Gesellschaft abgehalten, deren Beiträge unter Erweiterung um eine Untersuchung zu Josef Kohler der Öffentlichkeit im vorliegenden, rasch auf das Interesse eines sachkundigen Rezensenten stoßenden, aber in Ermangelung eines Rezensionsexemplars vom Herausgeber in wenigen Worten anzuzeigenden Band verfügbar gemacht wurden.

 

Insgesamt umfasst das leider eines Sachregisters entbehrende Werk elf Beiträge. Sie betreffen nach 100 Jahren Rechtsphilosophie Rudolf Smend, Carl Schmitt, Josef Kohler, Arthur Baumgarten, Gustav Radbruch, Hans Kelsen, Arthur Kaufmann, Theodor Geiger, Viktor Cathrein und Aleksander Peczenik. Möge die diskursive Erinnerung an ihre großen Leistungen der Rechtsphilosophie in Deutschland die erhofften Impulse verschaffen.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler