Rau, Jens Daniel, Der Fall Friedrich List. Immunität und Indemnität von Abgeordneten im süddeutschen Frühkonstitutionalismus (= Europäische Hochschulschriften 2, 5095). Lang, Frankfurt am Main 2010. XLVIII, 220 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Arbeit ist die von Christian Hattenhauer betreute, im Sommersemester von der juristischen Fakultät der Universität Heidelberg angenommene Dissertation des 1980 geborenen, in Heidelberg und Durham ausgebildeten Verfassers. Sie betrifft den in Reutlingen am 6. August 1789 als Sohn eines Gerbers geborenen, sich in Kufstein am 30. November aus Verzweiflung selbst tötenden Wirtschaftstheoretiker, Eisenbahnunternehmer und Diplomaten Friedrich List. Er gilt als Inhaber des ersten deutschen Lehrstuhls für Staatswissenschaft (Tübingen 1817, ohne höheren Schulabschluss oder Universitätsabschluss) als Begründer moderner Volkswirtschaftslehre und mit Rotteck und Welcker als bedeutender Streiter für den politischen Liberalismus.

 

Die Untersuchung  konzentriert sich auf der Grundlage gedruckter und ungedruckter Quellen auf den Ausschluss Lists aus dem Landtag Württembergs als Folge einer (Reutlinger) Petition vom Januar 1821 mit scharfer, Aufsehen erregender Einführung. Hierfür schildert der Verfasser nach einer kurzen Einleitung zunächst allgemein den süddeutschen Frühkonstitutionalismus unter besonderer Berücksichtigung Bayerns, Badens, Württembergs und Hessen-Darmstadts sowie die Immunität und Indemnität von Abgeordneten in England, Frankreich, Bayern, Baden, Württemberg und Hessen-Darmstadt. Danach legt er die Entwicklung des Falles List sehr detailliert dar und behandelt anschlie0end seine Auswirkungen auf die Verfassung.

 

Dabei gelangt er insgesamt zu ansprechenden Ergebnissen, die List als bedauerliches Opfer einer für seine Vorstellungen noch nicht reifen Zeit zeigen. Der Anhang gibt eine Reihe bedeutsamer Dokumente wieder. Die in Fußnoten enthaltenen kurzen biographischen Angaben erfassen etwa 75 Personen von Albert Eugen Adam bis zu Christian Jakob Zahn.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler