Pütter, Johann Stephan, Geist des Westphälischen Friedens nach dem innern Gehalt und wahren Zusammenhange der darin verhandelten Gegenstände historisch und systematisch dargestellt. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1794, mit einer Einleitung hg. v. Buschmann, Arno. Olms-Weidmann, Hildesheim 2010. XLIV, 557 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Johann Stephan Pütter (Iserlohn 23. 6.
1725-Göttingen 12. 8. 1807), Kaufmannssohn, wird nach dem Rechtsstudium in
Marburg (1738, Wolff), Halle (Heineccius, Böhmer, Ludewig), Jena (Estor) und
Marburg (mit 19 Jahren) 1744 Rechtslehrer in Marburg und 1746 (mit 21 Jahren)
Professor in Göttingen. Dort wird er der bedeutendste Staatsrechtslehrer seiner
Zeit. Daneben ist er der erste wirkliche Verfassungsgeschichtler, gibt den
Anstoß zu Überlegungen zu juristischer Systematik, bereitet die moderne
Rechtsvergleichung vor und legt mit der Lehre vom geistigen Eigentum den Grund für ein
fortschrittliches Urheberrecht.
Arno Buschmann in Salzburg ist außer auf vielen anderen Sachgebieten auch für das juristische Schrifttum des späten 18. Jahrhunderts einer der besten Sachkenner. Das Editionsprogramm der Fritz Thyssen Stiftung zur Geschichte der Wissenschaften darf sich dementsprechend sehr darüber freuen, ihn für die Edition des wichtigen Pütterschen Werkes gewonnen zu haben. Dadurch kann die wohl bedeutendste Darstellung des westfälischen Friedens der älteren deutschen Staatsrechtslehre der Gegenwart wieder angemessen vermittelt werden.
Der über ein Rezensionsexemplar leider nicht handhabbare Edition nach einem Exemplar der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin (Ec I b 162) stellt der Herausgeber eine sachkundige Einleitung voran, die den westfälischen Frieden als Reichsgrundgesetz, seine Behandlung in der vorangehenden Reichspublizistik, (III) Johann Stephan Pütters Leben und Werk, (III!) Pütter im Urteil der Historiographie der Rechtswissenschaft sowie abschließend Pütters Werk (mit Anmerkungen) überzeugend behandelt. Der seinerzeitige Druck selbst wird unverändert wiedergegeben. Er verdient zur leichteren Erreichbarkeit in der Gegenwart sicher auch eine Digitalisierung, die Stephan >Pütters wie Arno Buschmanns Leistung weltweit noch leichter zugänglich machen könnte.
Innsbruck Gerhard Köbler