Poeck, Dietrich W., Die Herren der Hanse. Delegierte und Netzwerke (= Kieler Werkstücke, Reihe E Beiträge zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 8). Lang, Frankfurt am Main 2010. 768 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der Verfasser Dietrich Poeck wird bibliographisch greifbar mit einer im Sonderforschungsbereich 7 Mittelalterforschung entstandenen, 1977 in Freiburg im Breisgau angenommenen Dissertation über das cluniazensische Priorat Longpont in der Ile-de-France, die 1986 veröffentlicht wurde. Ihr folgte 1987 eine publizierte Kurzfassung der im gleichen Jahr in Münster vorgelegten Habilitationsschrift über den cluniazensischen Klosterverband vom 10. bis zum 12. Jahrhundert. Danach wandte sich der Verfasser dem Hanseraum zu und edierte etwa das älteste Greifswalder Stadtbuch von 1291 bis 1332 (2000) und das Schweriner Stadtbuch von 1421 bis 1597/1622 (2004) und behandelte Rituale der Ratswahl in Europa vom 12. bis zum 18. Jahrhundert (2003).

 

Schon zehn Jahre zuvor beschäftigte er sich freilich mit prosopographischen Untersuchungen zu den Herren der Hanse, die mit einer konsequenten Aufnahme aller Teilnehmer an Hansetagen begann. Dieses Projekt wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft während dreier Jahre gefördert und nach dem kurzen Vorwort des Verfassers in der Hauptsache von seiner Ehefrau vorangetrieben. Erfreulicherweise konnte es nun in umfangreicher, ansprechender Form vorgelegt werden.

 

Im Mittelpunkt stehen nach einem anderen Blick und allgemeinen Überlegungen über die Herren der Hanse die Delegierten und Netzwerke der Hansetage von 1379 und 1418. 1379 geht es dabei in erster Linie um Jakob Plescow, Hartmann Pepersak, Johan Perceval, Simon Swerting, Segebodo Crispin, Hermann van Ossenbrugge und Johan Lange mit Bezügen zu Kreisen von 1 bis 26 Personen, 1418 um die sieben Delegierten des (Lübecker) Neuen Rates (Eler Stange, Hermann van Alen, Ludwig Krull, Hermann Vinke, Johan Growe, Borchard van Hildensem und Thiedman Stehen) und die vier Delegierten des Alten Rates (Jordan Plescow, Albert van der Brugge, Cord Brekwold, Hinrik Rapesulver). Der Verfasser erschließt von ihnen aus ein in vielen Graphiken veranschaulichtes Interessengeflecht, das sich nicht in erster Linie an kommunalen Zielsetzungen ausrichtete, sondern stärker an eigenen oder familiären wirtschaftlichen Planungen, und sichert es durch Karten, Übersichten und Register eindrucksvoll ab.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler