Pfetsch, Frank R.,
Theoretiker der Politik - Von Platon bis Habermas. Nomos, Baden-Baden 2012. 638
S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die geistige Geschichte der Menschen wird geprägt von den Gedanken ihrer führenden Köpfe. Deswegen gehört zur Geschichte jedes wissenschaftlichen Faches auch die Geschichte seiner wichtigsten Vertreter. An ihren Überlegungen lässt sich die Entwicklung vielfach beispielhaft veranschaulichen.
Für die Politik hat eine entsprechende Gelehrtengalerie bereits im Jahre 2003 der in Karlsruhe 1936 geborene, nach dem Studium der Volkswirtschaft und Politikwissenschaft in Heidelberg mit einer Dissertation über die Entwicklung zum faschistischen Führerstaat in der politischen Philosophie von Robert Michels promovierte, dort auch mit einer Schrift zur Entwicklung der Wissenschaftspolitik in Deutschland 1750-1914 habilitierte Verfasser veröffentlicht. Nach Tätigkeiten an Forschungsinstitutionen, im früheren Bundesministerium für wissenschaftliche Forschung sowie als Berater der Vereinten Nationen in einigen Ländern Asiens wurde er 1976 in Heidelberg berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2003 Politikwissenschaft lehrte. Seine wichtigsten Arbeiten betreffen allgemeine und internationale Fragen.
Der vorliegende Band ist in insgesamt 15 Abschnitte gegliedert. Nach einer Einführung über die politische Theorie als Geschichte erfasst er das hellenistische Weltbild (Platon, Aristoteles), das Mittelalter (Augustinus, Thomas von Aquin, Marsilius von Padua), die italienische Renaissance (Machiavelli), den Absolutismus und den englischen Liberalismus (Hobbes, Locke), den Beginn des neuzeitlichen utopischen Denkens (Thomas Morus), den Liberalismus als Phänomen, den englischen Liberalismus (Smith, Ricardo, Mill, Bentham), die (zumindest teilweise vorangehende) Krise des ancien Regimes (Montesquieu, Rousseau, Tocqueville), den preußischen Liberalismus (Kant, Fichte, Humboldt), den deutschen Idealismus und den Marxismus (Hegel, Marx, Engels), die Wende zum 20. Jahrhundert (Mosca, Pareto, Michels, Weber), die neuzeitlichen Demokratietheorien (Parsons, Easton, Almond, Luhmann und Habermas) sowie eine ziemlich umfangreiche Synopse der Theoriebeiträge. 12 Biographien, 14 Schaubilder, 13 Übersichten und 10 Zeittafeln runden das gewichtige, informative, verständlich formulierte, viele Zitate verwendende, für Studienanfänger wie Wissenschaftler gleichermaßen gedachte Handbuch und Arbeitsbuch (in vollständig überarbeiteter und ergänzter Neuauflage oder auch erster Auflage) vorteilhaft ab.
Innsbruck Gerhard Köbler