Peters, Jan, Menschen und Möglichkeiten. Ein Historikerleben in der DDR und anderen Traumländern (= Pallas Athene 36). Steiner, Stuttgart 2011. 565 S., 125 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Alle Menschen sind unverwechselbare Einzelwesen mit einer Vielzahl unterschiedlichster Gegebenheiten. Im Laufe ihres Lebens begegnen ihnen dementsprechend vielfältige Möglichkeiten. Gegen Ende kann und darf jeder die Menschheit um seine Erfahrungen in einer geschichtlichen Darstellung bereichern.

 

Jan Peters wurde in Berlin am 11. Juli 1932 geboren. Er lebte nach dem Titel ein Historikerleben in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik und anderen  Traumländern, wo er 1961 wissenschaftlich erstmals mit einer Untersuchung über die Landarmut in Schwedisch-Pommern hervor, in der er die soziale Entwicklung und politische Bedeutung der landarmen und landlosen ländlichen Produzenten in Vorpommern und Rügen zwischen 1630 und 1815 einer genauen Betrachtung unterzog. Ab 1970 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wirtschaftsgeschichte an der Akademie der Wissenschaften der Deutschen Demokratischen Republik, 1975 wurde er habilitiert und wirkte danach als Lehrbeauftragter in Greifswald, Berlin und Potsdam, wo er 1994 Professor für Sozialgeschichte der frühen Neuzeit wurde, aber 1997 altersbedingt in den Ruhestand trat.

 

Sein mit einem fiktiven Dialog zu dritt als Prolog beginnendes umfangreiches Werk gliedert sich insgesamt in 25 Abschnitte. Von den Vorfahren der Vorfahren verfolgt es das Leben des Autors über die Eltern, die Flucht vor der braunen Pest, die gefährliche Rettung in die Sowjetunion (1935-1938), das Zufluchts-, Rettungs- und Hoffnungsland Schweden (1938-1948), das Wiedersehen der Versprengten 1947, den Vater im Aufbauversuch (1946-1950), Oberschule und FDJ, Studienjahre nach der Entscheidung für Geschichte (1951-1956), Greifswald, der Journalistenzeit bei Radio Berlin (1962-1964), den Büromenschen an der Akademie (1964-1966), den Leiter des DDR-Kulturzentrums in Stockholm (1967-1970), die glücklichen und die verfänglichen Jahre am Kuczynski-Institut, den Sonderfall des Reisekaders Peter (1960-1989), die Wende samt Ende, den Potsdamer Hürdenlauf mit einer neugeschaffenen Arbeitsgruppe bis zum Anfang der leider jedem blühenden Abschiedszeiten. Möge dieses durch Offenheit für alternative Ordnungen und vielfältige Einfühlungsbereitschaft gekennzeichnete Leben das Interesse vieler Interessierter finden, die dadurch ihr Wissen über und ihr Verständnis für Deutschland, Europa, Sozialismus und Geschichte während der letzten 80 Jahre bereichern können.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler