North, Douglass C./Wallis, John Joseph/Weingast, Barry R., Gewalt und Gesellschaftsordnungen. Eine Neuordnung der Staats- und Wirtschaftsgeschichte, übers. v. Streissler, Monika (= Die Einheit der Gesellschaftswissenschaften 145). Mohr (Siebeck), Tübingen 2011. XIII, 326 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Douglass C. North (1920) ist Professor in Arts and Sciences an der Washington University in St. Louis in Missouri, John Joseph Wallis (1952) Professor der Ökonomie an der University of Maryland und Barry R. Weingast (1952) Professor der Politikwissenschaft an der Stanford University in Kalifornien. Sie vertreten folglich einigermaßen unterschiedliche Ausgangspunkte. Dementsprechend kann ein Zusammenwirken an einer allgemeineren, wenig zeitgebundenen Fragestellung zu abgesicherteren Ergebnissen führen.

 

Gegenstand der im ersten Entwurf von John Joseph Wallis skizzierten Untersuchung ist die Stellung der Gewalt innerhalb einer Gesellschaft, von der allgemein zu erwarten ist, dass sie anfangs wenig beschränkt war, im Lauf der menschlichen Geschichte aber mehr und mehr durch rechtliche Regeln eingegrenzt wurde. Die Verfasser gehen von einer Unterscheidung in Privilegierung potenzieller Gewaltanwender einerseits und Begünstigung von Freiheit andererseits aus. Sie wollen beides erklären und den Übergang von einem Lösungsmodell zum anderen verständlicher machen.

 

Gegliedert ist die Darstellung in sieben Kapitel. Sie betreffen den Begriffsrahmen, den natürlichen Staat, in dem der Einsatz von Gewalt durch politische Einflussnahme auf die Wirtschaft mittels Privilegien samt den damit verbundenen Nachteilen verringert wird, den natürlichen Staat in der Praxis am Beispiel des englischen Bodenrechts, die Ordnungen mit Zugangsfreiheit auf dem Markt, die Übertrittsbedingungen für den  Übergang von Ordnungen mit Zugangsbeschränkungen zu Ordnungen mit Zugangsfreiheit, den eigentlichen Übergang und ein abschließendes neues Forschungsprogramm für die Sozialwissenschaften. Möge mit ihrer Hilfe Gewalt verringert und Freiheit und Demokratie gefördert werden.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler