Niedersächsisches Klosterbuch - Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, hg. v. Dolle, Josef unter Mitarbeit von Knochenhauer, Dennis (= Veröffentlichungen des Instituts für historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56). Teil 1 Abbingwehr bis Gandersheim, Teil 2 Gartow bis Mariental, Teil 3 Marienthal bis Zeven, Teil 4 Literatur und Register. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2012. LXVII, 460, 461-1031, 1033-1600, 1601-2211 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Kloster ist die geschlossene, Ordensangehörigen als gemeinsame Wohnung, Gebetsstätte und Arbeitsraum dienende Anlage. Sie erscheint im Bereich des Christentums in Oberägypten im 4. Jh. erstmals (Pachomius), während im fränkischen Reich Marmoutier (Martin von Tours) und Luxeuil (Columban) wichtige Vorbilder für zahlreiche, schon früh vom König und Adel durch Privilegien und Gaben unterstützte Gründungen, für die sich im 8. Jh. die Ordnung des Benedikt von Nursia durchsetzt, sind. In der Neuzeit, in der in Europa um 1750 etwa 350000 Mönche und Nonnen in etwa 25000 Ordenshäusern von der Allgemeinheit getragen werden, werden unter dem Einfluss auch der Reformation und danach der Aufklärung zahlreiche Klöster säkularisiert.

 

Niedersachsen ist das durch die Verordnung Nr. 55 der britischen Militärregierung am 1. 11. 1946 vor allem aus dem Land Hannover Preußens, Braunschweig, Oldenburg und Schaumburg-Lippe gebildete deutsche Bundesland. Streng genommen gibt es also in Niedersachsen keine Klöster zwischen den Anfängen der Christianisierung und 1810. Dessenungeachtet ist es eine vorzügliche wissenschaftliche Leistung des Herausgebers, alle monastischen Einrichtungen zwischen Karl dem Großen und der Aufhebung der geistlichen Territorien im Jahre 1803 im heutigen Niedersachsen und Bremen in einer großen, mehr als 360 Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser umfassenden Einheit zusammenzustellen und dabei zu vielen neuen Erkenntnissen zu führen.

 

Diese beginnt alphabetisch mit Abbingwehr und chronologisch mit dem Domstift St. Petrus in Osnabrück (um 783) und endet alphabetisch mit Zeven und chronologisch mit den Franziskanern in Osnabrück (1781). Von diesen Instituten sind zwar in der Gegenwart nur noch 22 evangelische und einige katholische Klöster und Stifte erhalten geblieben, aber ihre geschichtliche Leistung während des gesamten Untersuchungszeitrums ist unübersehbar und  von bleibender Wirkung. Auf die Einzelheiten aufmerksam zu machen, sei an dieser Stelle zwar einem sachkundigen interessierten Rezensenten vorbehalten, doch zeigt schon ein erster Blick, dass das große Werk ein vorzügliches Schmuckstück für jede geschichtswissenschaftliche Bibliothek ist oder zumindest sein könnte und sollte.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler