Müller, Christian Th., US-Truppen und Sowjetarmee in Deutschland. Erfahrungen, Beziehungen, Konflikte im Vergleich (= Krieg in der Geschichte 70). Schöningh, Paderborn 2011. 397 S., 12 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Nach der einleitenden Danksagung des 1970 geborenen, seit 2010 als Privatdozent an der philosophischen Fakultät der Universität Potsdam im Fach neuere Geschichte tätigen Verfassers nahm das vorliegende Werk seinen Ausgang im Jahre 2001, als ihn Thomas Lindenberger nach Abschluss der Dissertation über Status und Mentalität der Unteroffiziere auf Zeit der Nationalen Volksarmee zur Mitarbeit in der Projektgruppe Fremde und Fremd-Sein in der DDR am Zentrum für zeithistorische Forschung Potsdam e. V. einlud. Danach beschäftigte sich der Autor bis zum Ende des Jahres 2003 mit den Beziehungen der Gesellschaft der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik zu den sowjetischen Stationierungstruppen und wandte sich darauf aufbauend ab 2004 am Hamburger Institut für Sozialforschung den amerikanischen Truppen in der Bundesrepublik zu. Das daraufhin (weiter)entwickelte Projekt einer deutsch-deutschen Vergleichsstudie konnte 2008 in Form einer von Bernhard R. Kroener betreuten Habilitationsschrift verwirklicht werden.

 

Gegliedert ist die Untersuchung nach einer Einführung in vier Teile. Zunächst stellt der Verfasser allgemeine Überlegungen zu militärischer Besatzung und Truppenstationierung in der Geschichte unter Berücksichtigung des neuzeitlichen Völkerrechts an, aus denen er Schlussfolgerungen für die weitere Untersuchung zieht. Danach bietet er einen Überblick über die Truppenstationierung im geteilten Deutschland, der amerikanische Truppen mit sowjetischen Truppen vergleicht und die Frage nach der Vergleichbarkeit des Unvergleichbaren aufwirft. Detaillierte Fallstudien betreffen danach Bamberg und Jüterbog, für die jeweils Kommune und Garnison, Konfliktfelder und ihre Bearbeitung, Selbstdarstellung und institutionalisierte Beziehungen verfolgt und abschließend GIs und Einheimische den Aljoschas und den Autochthonen gegenübergestellt werden.

 

Insgesamt schließt der Verfasser mit seiner gut lesbaren Schrift eine bisher nicht umfassend bearbeitete, bedeutsame Lücke. Im Ergebnis gelangt er nicht unerwartet zu manchen Parallelen und einigen signifikanten Unterschieden. Für beides nimmt er ansprechend an, dass es - trotz seiner interessanten Untersuchung - nur eine Frage der Zeit ist, bis dieser Besatzungsphase der (deutschen) Geschichte im kollektiven Gedächtnis nur noch eine Bedeutung zukommt, wie sie in der Gegenwart bereits die napoleonische Besatzung oder die Ruhrbesetzung bereits am Beginn des 21. Jahrhunderts haben.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler