Monti, Alessandro, Der Preis des „weißen Goldes“. Preispolitik und -strategie im Merkantilsystem am Beispiel der Porzellanmanufaktur Meißen 1710-1830. Oldenburg, München 2011. X, 557 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der Merkantilismus ist das bedeutsamste wirtschaftspolitische System der frühen Neuzeit. Von den Edelmetallfunden in den durch Kolumbus (wieder-)entdeckten, rasch in Kolonien verwandelten Ländern der neuen Welt ausgehend entwickelten sich in England und Frankreich Überlegungen über den Reichtum von Staaten. Sie mündeten insbesondere bei dem französischen Finanzminister Jean-Baptiste Colbert (1619-1672) in einem strikten wirtschaftspolitischen System, dem etwa auch Länder des Heiligen römischen Reiches zu folgen versuchten.

 

Mit der in diesem Zusammenhang durch den Kurfürsten Sachsens errichteten, weltberühmten Porzellanmanufaktur in Meißen beschäftigt sich die von Toni Pierenkämper betreute, im Februar 2010 von der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Köln angenommene Dissertation des in Volkswirtschaftslehre und Management an der Universität Köln und der London School of Economics ausgebildeten Verfassers. Er schließt damit eine bedeutsame wirtschaftsgeschichtliche Lücke. Gegliedert ist seine gewichtige Untersuchung in die drei Kapitel Einleitung, Preispolitik im Zeitalter des Merkantilismus und die Porzellanmanufaktur Meißen.

 

Im Ergebnis kann der Verfasser überzeugend zeigen, dass im 18. Jahrhundert erhebliche Schwierigkeiten bestanden, den Preis des Porzellans kostendeckend zu gestalten und auf die vielfältigen Gegebenheiten des Marktes bestmöglich abzustimmen. Nur in langen Jahren der Erfahrung konnte die anfangs vernachlässigte Preispolitik zu einem wesentlichen Bestandteil der Betriebsführung werden. Erst 1763 und damit kurz vor der Niederlage des Merkantilismus gegenüber dem Liberalismus wurde, wie der Verfasser in seiner durch zahlreiche Übersichten veranschaulichten Untersuchung zeigen kann, in Meißen die für die Absatzbemühungen entscheidende Notwendigkeit der Marktorientierung erkannt.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler