Leicht, Johannes, Heinrich Claß 1868-1953. Die politische Biographie eines Alldeutschen. Schöningh, Paderborn 2012. 463 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Nach Unterzeichnung des den Tausch von Sansibar gegen Helgoland vereinbarenden Vertrags am 1. Juli 1890 warb Alfred Hugenberg in verschiedenen Zeitschriften für die Gründung eines Nationalvereins zur Förderung deutscher Kolonien. Daraufhin wurde am 28. September 1890 in Frankfurt am Main eine Besprechung Interessierter abgehalten, welche die Umsetzung dieser Vorstellung in die Wirklichkeit vorbereitete. Am 9. April 1891 wurde dann der Allgemeine Deutsche Verband tatsächlich gegründet.

 

Wichtigste Ziele waren die Belebung des vaterländischen Bewusstseins, Pflege deutscher Interessen im Ausland und Förderung deutscher Interessenpolitik. Auf dem Verbandstag des Jahres 1903 der 1894 in Alldeutscher Verband umbenannten Vereinigung hielt der in Alzey 1868 geborene Rechtsanwalt Heinrich Claß unter dem Titel Bilanz des neuen Kurses eine kritische Rede, in der er den Reichskanzler wie den Kaiser angriff. 1908 wurde er zum Vorsitzenden gewählt.

 

Sein Leben zeichnet der Verfasser in seiner 2011 an der Technischen Universität angenommenen breit angelegten Dissertation nach. Dabei versucht er eine Verbindung zwischen dem Alldeutschen Verband und dem späteren Nationalsozialismuus herzustellen. Diehierfür verwendete Bezeichnung der Volksgemeinschaft wird aber von Claß gar nicht gebraucht, sondern wird erst im Gefolge des ersten Weltkriegs bedeutsam, so dass die Gedankenführung des Verfassers insgesamt als problematisch und kaum der geschichtlichen Wirklichkeit entsprechend anzusehen ist.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler